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Die Schulzen von Vogtshagen

Vogtshagen ist ein kleines Dorf östlich von Rostock. Zwischen Volkenshagen und Blankenhagen gelegen, gehörte der Ort zum Hospital zum Heiligen Geist in Rostock und ist Teil der Pfarre Volkenshagen. Da die Kirche am 30. August 1743 abbrannte mitsamt den Kirchenbüchern sind nur wenige Informationen zu den Dorfbewohnern vor dieser Zeit erhalten.

Was vorhanden ist, ist das Beichtkinderverzeichnis von 1704, eine Hofspecification von 1743, durchgeführt vom damaligen Pastor Rhon im neuen Kirchenbuch, Unterlagen zu den Höfen und dem Schulzengericht, sowie Rechnungen des Hospitals zum Heiligen Geist im Stadtarchiv Rostock. Die Namen der Schulzen und deren Amtszeiten können dadurch gut rekonstruiert werden.

Der erste schriftlich erwähnte Schulze heißt Hans Duuel, er wird 1490 in den Rechnungsbüchern genannt. Er muss nach 1486 das Amt übernommen haben als Sohn von Clawes Duuel oder „de olde“ Hans Duuel. Wer in dem Jahr Schulze war, ist nicht bekannt. Nachfolger des jungen Hans wurde Ghert Duuel, der mindestens von 1514 bis 1525 Schulze war. Danach findet man Jacob Duuel im Amt, er hatte die Hofstätte von 1530 bis 1565 inne. 1570 wurde Jochim Düwell Schulze. 1596 wurde wieder ein Jacob Düwel zum Schulzen ernannt. Dieser scheint das Amt aber aus unbekannten Gründen abgegeben zu haben, denn obwohl bis mindestens 1631 ein Jacob Düwel auf dem Hof sitzt, war zumindest zwischen 1615 und 1618 Chim Bützow Schulze. Bekannt ist, dass die Witwe des Jacob Düwel noch zweimal geheiratet hat, Hans Lips und Hans Lafrenz, beide sind Schulzen gewesen. Hans Lafrenz starb ungefähr 1657, woraufhin die Witwe als Schultzsche dem Ort vorstand. Ihr Sohn aus erster Ehe Chim Düfell übernahm das Amt dann 1659 bis 1665. Nachfolger wurde Hinrich Witte, welcher im Juni 1666 auch bei einer Bestandsaufname des Hospitalgutes erwähnt wird. Ob es sich um eine normale Übergabe nach einem Tod oder Heirat handelt, ist nicht ganz klar. Im Jahr 1666 gab es auch eine Hofübergabe von einem Hüfner namens Hinrich Witte auf einen Jochim Düvell, es könnte sich demnach auch um eine Absetzung des Schulzen handeln.
Der nächste bekannte Schulze ist Clas Düfel. Er wird 1704 erwähnt, war aber bereits seit 1694 Schulze. Clas, der Ältere, hat die Witwe Trin Witt geb. Düfel geheiratet. Es ist zu vermuten das ihr erster Ehemann auch Schulze war, vermutlich Jochim Witte, der älteste Sohn vom alten Hinrich. Im Jahr 1722 übernahm Clas Düfels älteste Sohn Jochim Düfel das Schulzenamt. Nachdem dieser bereits 1728 verstarb, übernahm sein Bruder Clas, der Jüngere, das Amt bis 1756. In Ermangelung eines familiären Nachfolgers – der älteste Sohn Jochim Hinrich Düfel übernahm bereits 1753 in Volkenshagen einen Hof – wurde Franz Wilcken zum Schulzen ernannt. Der in Volkenshagen geborene hatte bereits seit 1746 in Vogtshagen den Hof von Zacharias Studt übernommen. 1762 verstarb Franz Wilcken und sein Schwager Jochim Hinrich Studt übernahm Hof- und Schulzenstelle. 1781 wurde Carl Christoph Studt Nachfolger, 1809 Johann Niclaus Studt, 1844 Joachim Diedrich Stuth.

Klage vor dem Vogtshagener Schulzengericht

Anno 1749 den 27.Oktober auf der Mesterei zum Heiligen Geist in prasentia beider Vorsteher, Herrn Johan Jochim Dethloff und Herrn Jürgen Burmeister, erschien der Schäfer von Rövershagen Jochim Christian Kühl mit seiner Tochter Maria Elisabeth und hat klagend angebracht, dass den Sonntag vor Jacobi während der Predikt Christian Blohm, der Schuster aus Vogtshagen, um dem Schäferknecht ein Paar Schuhe zu bringen, in sein Haus gekommen ist und, weil der Kläger und seine Frau in der Kirche gewesen, niemand anderen als seine Tochter vorgefunden hat, welche am Feuerherd stand, um das Essen zuzubereiten. Er hätte anfänglich das unschuldige Mädchen am Busen getastet und ihre Brüste befühlt, danach auch unter den Rock gegriffen und ihr zwischen die Beine gegrabscht. Und obwohl sie ihn von sich gestoßen und sich so gut wie möglich gesträubt hat, hat er sie gar in die Stube getragen und auf dem dortigen Bett geworfen, die Kleider aufgerissen und nicht nur den bloßen Leib angesehen, sondern auch ihre pudenda s. v. mit den Händen weidlich durchgenascht, worüber sie dabei fast außer sich gewesen war und sich seiner nicht erwehren konnte. Wenn nicht ihr kleiner Bruder hinzugekommen wäre, weshalb er von ihr abgelassen hat, hätte er es mit größerer Boßheit getrieben und es weit schlechter mit seiner Tochter enden können. Daher ersucht und bittet der Kläger die Herren Vorsteher dieses unverantwortliche Unternehmen de rigore zu betrafen und der Unschuld seiner Tochter eclatante satisfaction angedeihen zu lassen.

Introvacatus Christian Blohm, nachdem das Eingeklage ihm vorgehalten, will dieses nicht auf sich kommen lassen und gibt an, dass hier viel wider der Wahrheit vorgebracht wurde und er mit dem Mädchen nur gequatscht und faseliert, keineswegs aber etwas ungebührliches getrieben hätte und ihm im Gegenteil etwas angelastet würde, was er selbst niemals machen würde.

Der Kläger repetiert priora und fügt hinzu, dass des Beklagten gewissenloses Leugnen billig zu verabscheuen sei, da er selbst dem Pensionario zu Rövershagen, Herrn Beringen, das ungebührliche Verhalten mit dem Mädchen unlängst gestanden und sich schuldig bekannt hat, und nicht das geringste entgegen zu anworten wusste. Gleichfalls bot er sich dem Mädchen an, sie in ihrer Beschwerde und Klage mediante juramenti zu bestärken.

Revocati Christian Blohm und Jochim Christian Kühl nebst seiner Tochter confrontati, da die Herren Vorsteher partes einander gehört und vernommen. Und da Christian Blohm negative kein Stich halten wollte, hat er nichts in Abrede stellen können und zugestanden, dass er wohl auf der Diele das Mädchen an den Busen gelangt und die Brüste betastet, ihr auch auf dem Bett in der Stube unter den Rock gegriffen und s. v. ihre Scham befühlt und begrabbelt hat, sonst aber nichts ungebührliches mit ihr getrieben hat sondern lediglich gescherzt und faseliert. Ihn deshalb gleich zu verklagen und die Sache weitläufig zu machen, verstehe er nicht. Auch nicht was den Schäfer dazu bewogen hat.

Conclus.: In Sachen Jochim Christian Kühl und seine Tochter contra Christian Blohm, erkennen die Herren Vorsteher des Gotteshauses zum Heiligen Geist vor Recht, dass, nach vorgegangener Untersuchung und dem Eigengeständnis des Beklagten, sich hervorgetan hat, wie sehr das Mädchen beleidigt wurde. Derselbe hat eine eine Ehrenerklärung abzugeben und Abbitte zu leisten, demnach ihr 8 Reichstaler an Geld zu zahlen er schuldig ist.

 

Bauern in Vogtshagen 1666

Den 28.Juni 1666 besuchten die Vorsteher des Klosters zum Heiligen Geist Cordshagen und nahmen dabei auch die Anzahl der Kinder in Vogtshagen auf, wo sie wohnten und wo sie sich derzeit aufhielten.

Peter Holleeren, hat 4 Söhne und 2 Töchter
– Jochim, Hinrich, Claus, Casten, Liesbeth, Anna
– ein weiterer Sohn Peter, 7 Jahre alt, ist außer Lande, in der Kriegszeit wie die keyserlichen alhier von den Pohlen genohmmen worden

Hinrich Brandt, hat 3 Töchter
– Engel, Anna, Maria

Jochim Sasse, hat einen Sohn und eine Tochter
– Claus, Catharina

Hinrich Witte, der Schultz, hat 3 Söhne und 3 Töchter
– Jochim, Hinrich, Franz, Trin, Ann, Liesche

Chim Witte, hat 2 Söhne
– Franz, Hinrich

Cheel Lafrentz, hat 2 Söhne und 2 Töchter
– Chim, Adam, Catharin, Anna

Jacob Düfel, hat 3 Töchter
– Liske, Trin, Anna

Chim Lafrentz, hat 3 Söhne und 4 Töchter
– Hinrich, Clauß, Jochim, Catharin, Anna, Margret, Lisabeth

Chim Düfel, hat einen Sohn und eine Tochter
– Clauß, Cathrin

Cheel Wake, hat 5 Söhne und eine Tochter
– Clauß, Hanß, Hinrich, Peter, Cheel, Anna

Hans Düfelsche, hat 3 Söhne und 2 Töchter
– Stoffer, Tieß, Hanß, Maria, Sanne
– eine Stieftochter Ilsa, dient bei Wilken in Gresenhorst

Jacob Düfel, der Jüngere, hat einen Sohn und eine Tochter
– Jochim, Cathrin

Chim Jesse, hat 5 Stiefkinder Jacob Kunkels
– Jacob, Trin, Lißke, Ilse, Maria

Chim Schaußke, hat einen Sohn und 2 Töchter
– Clauß, Engel, Maria

Verzeichnis derer die in des Gotteshauses Gute nicht mehr befanden und an anderen Ohrten sich auffhalten:
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