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Parkentin Hof III (später Hof X)

Über den Hof III/X wissen bzw. vermuten wir folgendes: 1312 müsste hier Johann Pistor gesessen haben, er verlor bei dem Raubzug 3 Kühe im Wert von 10 Mark. Von Beruf war er Bäcker. 1557/58 finden wir hier Mattias Cerstens, bis 1622 Heinrich Sasse, 1668 Peter Sasse, 1686 Jochim Saß. 1694 heiratet Peter Sassen Tochter Trin Jochim Radeloff aus Glashagen. Bis ins 20.Jahrhundert hinein ist dieser Name aus Parkentin und aus dem Hof 10 nicht mehr wegzudenken. Es gibts sowohl mehrere Hans Radeloffs, aber auch mehrere Jochims, Peters und Simons. Ob es sich dabei immer nur um einen dieses Namens handelt oder um Großvater, Sohn und Enkelsohn, geht aus den Unterlagen des Landeshauptarchivs und des Kirchenbucharchivs in Schwerin nicht ohne weiteres hervor.

Es war üblich, wenn eine Frau starb, dass der Mann sich spätestens nach einem Jahr erneut verheiratete, vor allem wegen der Kinder. Ebenso geschah es, wenn der Mann starb. Doch dann musste der Nachfolger dafür sorgen, dass der älteste Sohn seines Vorgängers mit 27 Jahren den Hof übernehmen konnte. Solange war der Stiefvater verpflichtet als Interimswirt den Hof zu bewirtschaften. Auf diese Weise kann es dem Jochim Radeloff ergangen sein, der scheinbar dreimal geheiratet hat, nämlich 1694 Trin Sassen, 1717 Catharina Mangel und 1721 Anna Allwart. Oder waren es mehrere Generationen? Bei den Taufpaten heißt ein Pate häufig wie der Vater. Sicher gab es meistens viele Kinder in den Familien und folglich dann auch später mehrere Familien gleichen Namens im Ort. Dazwischen hatten die Maschs und Stoisloffs auch noch Platz.

Mit dem Bau der Bahnlinie Wismar-Rostock 1883 hören wir dann wieder etwas mehr von den Radeloffs. Nachdem Peter Radeloff 1726 Anna Renicke, Simon Radeloff 1752 Trin Dölker, 1778 Peter Radeloff Anna Kröger geheiratet hatte, hören wir 1815 nochmals von einem Peter, 1825 von J. H. Radeloff, 1842 von Hans Joachim und 1833 sogar von einem Interimswirt Heinrich Radeloff. Und nun kommt die Geschichte mit der Bahn. Unter denen, die zunächst gleich Aktien erwarben, war auch der Erbpächter Johann Radloff. Die Trasse sollte ja zunächst über Allershagen-Bartenshagen nach Doberan gehen. Doch dies wurde kurzfristig geändert und nun mussten die Parkentiner Acker für den Bau der Bahnlinie hergeben! Alle waren damit einverstanden, die Erbpächter Radloff und Bobsin nicht. Sie wehrten sich, kamen damit aber nicht durch. Die benötigte Fläche wurde enteignet, auch 1908 die Fläche für das Bahnhofsgebäude und das Wohnhaus für die Angestellten!

Quelle: Hanna Sauder

Die Schulzen von Vogtshagen

Vogtshagen ist ein kleines Dorf östlich von Rostock. Zwischen Volkenshagen und Blankenhagen gelegen, gehörte der Ort zum Hospital zum Heiligen Geist in Rostock und ist Teil der Pfarre Volkenshagen. Da die Kirche am 30. August 1743 abbrannte mitsamt den Kirchenbüchern sind nur wenige Informationen zu den Dorfbewohnern vor dieser Zeit erhalten.

Was vorhanden ist, ist das Beichtkinderverzeichnis von 1704, eine Hofspecification von 1743, durchgeführt vom damaligen Pastor Rhon im neuen Kirchenbuch, Unterlagen zu den Höfen und dem Schulzengericht, sowie Rechnungen des Hospitals zum Heiligen Geist im Stadtarchiv Rostock. Die Namen der Schulzen und deren Amtszeiten können dadurch gut rekonstruiert werden.

Der erste schriftlich erwähnte Schulze heißt Hans Duuel, er wird 1490 in den Rechnungsbüchern genannt. Er muss nach 1486 das Amt übernommen haben als Sohn von Clawes Duuel oder „de olde“ Hans Duuel. Wer in dem Jahr Schulze war, ist nicht bekannt. Nachfolger des jungen Hans wurde Ghert Duuel, der mindestens von 1514 bis 1525 Schulze war. Danach findet man Jacob Duuel im Amt, er hatte die Hofstätte von 1530 bis 1565 inne. 1570 wurde Jochim Düwell Schulze. 1596 wurde wieder ein Jacob Düwel zum Schulzen ernannt. Dieser scheint das Amt aber aus unbekannten Gründen abgegeben zu haben, denn obwohl bis mindestens 1631 ein Jacob Düwel auf dem Hof sitzt, war zumindest zwischen 1615 und 1618 Chim Bützow Schulze. Bekannt ist, dass die Witwe des Jacob Düwel noch zweimal geheiratet hat, Hans Lips und Hans Lafrenz, beide sind Schulzen gewesen. Hans Lafrenz starb ungefähr 1657, woraufhin die Witwe als Schultzsche dem Ort vorstand. Ihr Sohn aus erster Ehe Chim Düfell übernahm das Amt dann 1659 bis 1665. Nachfolger wurde Hinrich Witte, welcher im Juni 1666 auch bei einer Bestandsaufname des Hospitalgutes erwähnt wird. Ob es sich um eine normale Übergabe nach einem Tod oder Heirat handelt, ist nicht ganz klar. Im Jahr 1666 gab es auch eine Hofübergabe von einem Hüfner namens Hinrich Witte auf einen Jochim Düvell, es könnte sich demnach auch um eine Absetzung des Schulzen handeln.
Der nächste bekannte Schulze ist Clas Düfel. Er wird 1704 erwähnt, war aber bereits seit 1694 Schulze. Clas, der Ältere, hat die Witwe Trin Witt geb. Düfel geheiratet. Es ist zu vermuten das ihr erster Ehemann auch Schulze war, vermutlich Jochim Witte, der älteste Sohn vom alten Hinrich. Im Jahr 1722 übernahm Clas Düfels älteste Sohn Jochim Düfel das Schulzenamt. Nachdem dieser bereits 1728 verstarb, übernahm sein Bruder Clas, der Jüngere, das Amt bis 1756. In Ermangelung eines familiären Nachfolgers – der älteste Sohn Jochim Hinrich Düfel übernahm bereits 1753 in Volkenshagen einen Hof – wurde Franz Wilcken zum Schulzen ernannt. Der in Volkenshagen geborene hatte bereits seit 1746 in Vogtshagen den Hof von Zacharias Studt übernommen. 1762 verstarb Franz Wilcken und sein Schwager Jochim Hinrich Studt übernahm Hof- und Schulzenstelle. 1781 wurde Carl Christoph Studt Nachfolger, 1809 Johann Niclaus Studt, 1844 Joachim Diedrich Stuth.

Zum Tode von Catharine Krempien verh. Rütgardt

Den 19ten Junius hat Claus Rütgardt in Großen-Klein seine Ehefrau, welche vier Wochen nach der Entbindung gestorben, begraben laßen.
Es graßierte damahls hieselbst die Vieh-Seuche und Großen-Klein war noch frey. Diese Leute durften also hier nicht her kommen weder zur Kirche noch sonsten und unsere Leute auch nicht dorthin. Von der Obrigkeit war die Order gegeben daß die Großen-Kleinschen Leute die Leiche bis ans Kreuz bei der alten Warnau bringen und von den Warnemündern alsdann abgehohlet und zu Grabe gebracht werden sollte. Aber die Warnemünder weigerten sich theils weil sie sich dazu nicht verkunden hielten, obsgelich von ihrer Obrigkeit befohlen war theils weil die Frau wie man sagte, am Flekfieber gestorben und die übrigen im Hause auch daran krank liegen solten. Sie schickten daher etliche Ältesten nach Rostock, welche dann keine freundliche Antwort erhalten, sondern diese, daß sie die Leiche bey Strafe der Execution begraben solten. Nun geschähe es und zwar des morgens um 8 Uhr. Sie hohlten die Leiche vom Kreuz, legten sie an der Tränke beym Kirchhofe aus und trugen sie so gleich ins Grab. Die Glocken wurden geläutet aber von der Schule auhs gesungen und von niemanden die Leiche begleitet. Es konte der Umstände wegen auch nicht anders seyn.

Quelle: Kirchenbuch Warnemünde

Sturmflut im Januar 1694

Den 10. Januarii ist durch einen Nord-Osten Wind das Wasser so hoch gestiegen, das es in der Wedemen und in der Stuben gestanden. Ställe, Kammern und Häuser angefüllet, die Leute auff den Graben aus ihre Häusern getrieben, die Häuser sehr zernichtet durch das große Eyß. Und hat am Bolwerck und an den Dühnen sehr großen Schaden gethan. Die Schiffe im Haven zerstoßen, gesencket, gesplittert und gahr weggenommen da man auch von einem Schiff [nicht] hat erfahren können, wo es geblieben. In Summe große Noht und Elend ist zu sehen gewesen.

Quelle: Kirchbuch Warnemünde

Unwetter in Mecklenburg im Dezember 1703

Anno 1703. den 8.Decemer ist durch einen heftigen Sturm und Süd-Wasser Wind nicht allein zu Warnemünd ein großer Schaad zu Warnemünd an allen Häusern geschehen. Auch der Kirchturm beschädiget, sondern es sind auch viel Städte, Dörffer und Kirchen so allein im Lande Mecklenburg, sondern auch weit und breit hard beschädigt, auch Kirch, Schuhlen Häuser eingeworffen, zerfallen und niedergerißen; auch die Kirche zu Sanct Nicolaus in Rostock hat ihren Turm verlohren, und ist abgewehet, doch gotlob nicht mehr alß ein Kind darunter tot geblieben und zerschlagen.

Quelle: Kirchbuch Warnemünde