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Das Ungeheuer von Warnemünde

Anno 1738, den 30ten April, hat sich allhier folgendes zugetragen: Unter dem Vieh, welches auf der Weyde gegangen findet sich ein Monstrum ein, von Größe wie ein jährig Kalb, gantz schwartz, einen Menschen Kopf habend, welchen es hoch empor getragen, hinten breit und rund wie ein Kluthahn, ohne Schwantz. Das Vieh ist mit entsetzlichen Brüllen zusammen geloffen, hat mit den Hörnern in die Erde gebrochen, die Füße über den Kopf geleget und sich sonst gräulich gebäerdet. Auf den Sohn des Hirten, einen Knaben von 14 Jahren ist es zugestürmet, daß er sich auf die Brücke, worüber man nach Großen Klein gehet, retririren müßen. Er selbst der Hirte Jochim Niebuur hat sich salviren müßen. Solches hat gewäret von 8 Uhr frühe bis 9 Uhr, da sich das Ungeheuer verlohren, in dem die Warnemünder zugelassen das Vieh zu Hause zu haben.

Quelle: Kirchbuch Warnemünde

Mord bei Westenbrügge im Mai 1843

Der Verstorbene ist der Knecht Martin Moll, an die 30 Jahre, aus Boiensdorf, wo derselbe am 8 Mai seines Dienstes (von dem Hauswirth Sass) entlassen wurde. Er kam den 9 Mai hier in Westenbrügge, mittags gegen 11 1/2 Uhr im Kruge anm ließ sich zu Essen geben, ging von da auf den Hof seine Dienste anzubiethen und begab sich auf den Weg nach Detershagen. Zu Nachmittags ungefähr gegen 2 1/2 Uhr wurd er von einem Reisenden in den Tannen (die Kühlung genannt) nahe an der Landstraße gefunden, völlig bewußtlos in seinem Blute liegend. Dann nach Westenbrügge gebracht, starb er am folgenden Morgen (den 10 Mai) morgens um 3 Uhr, ohne sein Bewußtsein und Sprache wieder erhalten zu haben.

Am 11 Mai gegen Abend ward die Leiche, nach genommener gerichtlicher Inspection und Section, mit Genehmigung des Patrimonial-Gerichts zu Neubukow, zu Westenbrügge begraben. — Den Abend und die Nacht hindurch litt der Unglückliche wohl entsetzliche Schmerzen, da er sich fortwährend wand und laut winselte. —

Als Todesursache wurde festgestellt: Ermordet, dem Anschein nach um beraubt zu werden oder aus Rache. Der Erschlagene war mit einem birkenen Knüppel (dem Stammende einer an 3 Zoll dicken Birke), der 90 Schritte davon, wo der Erschlagene gefunden, abgeschnitten war, wahrscheinlich im Schlafe ermordet. Der Schädel war über der linken Schläfe und dem linken Ohre zerschmettert durch einen oder mehrere furchtbare Schläge. Das Abschneiden der Birke, die Stellung, in welcher der Unglückliche lag, weisen dahin, daß der Mord nur an ihm schlafend vollbracht sein kann. Nahe bei ihm lag ein Messer, ein Riemen und der Knüppel, welcher letztere einen beträchtlichen Blutflecken, wie durch Quetschung entstanden, an sich trug. Obwohl die Tasche des Beinkleides untersucht war, so scheint doch der Mörder vom Berauben verjagd zu sein, da in der Westentasche noch ein Geldbeutel mit 3 Gulden befindlich war.

Quelle: Kirchbuch Westenbrügge, Verstorbene und Begrabene des Jahres 1843

Sonderliche Casus und werkwürdige Begebenheiten

Lambrechtshagen, anno 1727. Dem Sontage Oculi ist ein altes armes Weib, die Stubsche genannt, die sich sonst fleißig zur Kirchen und dem heil Abendmahl gehalten, nur daß sie oft zuviel getrunken, nach Barnstorff gegangen, Gesponnenes dahin zu bringen. Da sie nun in dem Kruge zu viel zu sich genommen, ist sie auf dem Rückweg hinter der Münchweden liegen blieben, bis sie gegen den abend von einem Jungen daselbst gefunden, und darauf hier her geholet worden. Sie hat zwar noch das Leben, aber weder Sprache noch Verstand mehr bey sich gehabt, und ist auch so üm Mitternacht dahin geschieden, und in der Stille begraben worden.