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Bartenshagen Hof XI

1312 saß auf Hof XI wahrscheinlich Hermann Westphal. Er verlor durch den Raubzug der Rostocker 1 Pferd, 3 Kühe, 16 Schafe und 17 Mark. 1651 wird hier Baltzer Krull genannt, der 1663 verarmte. Es folgt Heinrich Beese, 1674 schon verstorben. Seine Witwe heiratet 1675 Hans Stoisloff, der 1676 an der Pest stirbt, ebenfalls seine Frau und 3 Kinder. Es folgt 1676 Jochim Beese, 1713 Ernst Beese, ihm folgt 1729 sein Schwager Jochim Reincke, 1758 Jochim Jürß, dieser hatte 8 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 4 Kühe, 6 Jungrinder, 8 Ferkel, 10 Schafe und 3 Lämmer. Die Anzahl der Zugtiere war damals so hoch, weil die Bauern Äcker des Doberaner Kammerhofs mitbestellen mußten (Hofdienstzeit).
1787 folgt Peter Jürß, der Hofdienst war inzwischen aufgehoben. 1815 wurde in Bartenshagen die Leibeigenschaft aufgehoben. Zu den jetzt „freien“ Bauern gehört 1824 Hans Joachim Jürß. 1862 gibt es hier Joachim Jürß, 1876 Hans Joachim Peter, 1906 verstorben, als Erbpächter. Dann folgt der erste Heinrich Jürß, der Jahre hindurch Dorfschulze war. Danach übernimmt 1952 den Hof der Vater des jetzigen Albrecht Jürß.

Durch eine Befragung des Niederdeutschen Beobachters von 1938 erfahren wir, dass die Vorfahren dieser Bauernfamilie nach Aufhebung des Hofdienstes 1778 und der Leibeigenschaft 1815 begannen Segelschiffe Rostocker Kaufleute jeweils für mehrere Wochen Fahrt mit Proviant auszurüsten. Kam das Schiff dann mit guter Fracht und unversehrt in den Heimathafen zurück, so erhielt der Bauer, der die Ausrüstung besorgt hatte, ein gut Teil von dem Gewinn. Wahrscheinlich haben die anderen Bartenshäger Bauern ebenfalls auf diese Weise ihr Einkommen aufgebessert. Davon wusste ja auch der Schweriner Großherzog. Deshalb hatte er ja die Bartenshäger Bauern um finanzielle Hilfe gebeten, als er in Altona wegen Spielschulden inhaftiert worden war. Dass es den Bartenshäger Bauern Ende des 18., Anfang des 19.Jahrhunderts wirtschaftlich etwas besser ging, da hatten doch schon einige böse Zungen behauptet, dass sie die Kriegskasse der Franzosen gestohlen hätten!

Auf Hof XI fand jedoch der Großvater von Albrecht Jürß beim Ausschachten eines Lochs für einen Zaunpfahl eine Kanonenkugel von der Schlacht 1813 bei Retschow. Das beweist, das die Kampfhandlungen Auswirkungen bis hier hatten. Diese Kanonenkugel bewahrte der Lehrer Herholz in der Heimatstube der Bartenshäger Schule neben vielen anderen Gerätschaften auf. 1945 kamen alle hier aufbewahrten Exponate nach Bad Doberan und wurden Privatpersonen zur Aufbewahrung überlassen. Davon ist natürlich bis heute nichts wieder aufgetaucht!

H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner Nachrichten”, Juni 2008

Bartenshagen Hof X

Auf Hof X saß 1312 wahrscheinlich der Henricus, der bei dem Raubzug der Rostocker 4 Pferde, 6 Kühe, 12 Schafe und 36 M verlor. Dann taucht der Name Waacke auf, 1656 Peter Saß, 1684 Hinrich Saß. Steffen Rumberg wirtschaftete den Hof ziemlich runter, deshalb setzten die Doberaner Beamten ihn ab und boten Bartholomäus Trempe aus Rethwisch 1698 den Hof X an. Dieser Name bleibt mit dem Hof fast ununterbrochen verbunden bis Mitte des 20. Jahrhunderts. 1731 Jochim Tremp, 1740 und 1768 Hinrich Tremp, 1789 heiratete Hans Schwark die Elisabeth Tremp, es folgt 1855 Jochim Trempke, Hufenpächterin Maaß ohne Jahreszahl, schließlich Johann und Hans Tremp, der während des 3.Reiches Ortsbauernführer und Bürgermeister war.

1943 verfaßte der damalige Lehrer Herholz als Soldat ein Gedicht, in dem die Bartenshäger Bauern mit ihren Macken und alle der Reihe nach drankommen, natürlich auch Hans Tremp. Damals war die Dorfstraße noch nicht durchgängig gepflastert und deshalb Dorfgespräch:

Korl Hamann warnt vör’n Dammbu sihr,
he meint, dat bringt tau väl Verkiehr,
un in dat Dörp de Städter blot,
ok jagens uns all de Häuhner dot!
Doch Tremp, de Bürgermeister hier,
de wier för Fortschritt ümmer sihr,
de Jerst in’n Landbund, dat wier hei,
wier ok de Jerst in de Partei.
He hett vör’n Düwel sick nich schugt,
as Einzigst ok’n Silo bugt,
ok renoviert sin’n ollen Katen
un will von Dammbu nich mihr laten.
Doch möt ick segg’n, ok iernste Saken
wiern in den Dörpkraug aftomaken.
Wenn Tremp, de Bürgermeister wier,
sin Börgers ded versammeln hier
un sick mit ehr beraden wull,
denn kregen’s oft sick in de Wull!
Denn harr Korl Hamann naug tau räden,
dat allens afgüng in Fried un Fräden.
Uns Tremp is all’n hoges Diert,
in Schwaan hett früher he studiert.
Mit Postens is he gaud verseihn,
he is ok jo noch fix tau Bein.
Un Räden höllt he gor all Schrienomaschin!
’n Fell hett he as’n Elefant,
dat höllt woll jeder Kugel stand!
Un harr he’t nich, du leiwer Tied,
he keem vör Arger nich tau wiet!

Nach Kriegsende wurde er abgesetzt und sein Hof an Neusiedler vergeben. Durch Kinder brannte die Scheune etwa 1970 ab. Wo der Katen stand, bauter einer der Neusiedler ein Haus, das jetzt modernisiert wird.

H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner Nachrichten”, Mai 2008

Bartenshagen Hof IX

Aus der Zeit von vor dem 30jährigen Krieg sind die Nachrichten recht spärlich. Mir ist leider ein Versehen bei den Geschädigten von 1312 passiert. Die Christina hatte ich schon bei Hof VIII zum 2.Mal genannt. Da wir 17 Geschädigte haben und heute 14 Höfe, müssen also einige kleinere Bauernstellen dazwischen gelegen haben, vermutlich dort, wo heute größere Abstände zwischen den heutigen Höfen bestehen, z.B. zwischen Hof VI und Hof VII, auch zwischen Hof VIII und Hof IX. Es sind in der Geschädigtenliste bei den überzähligen Geschädigten, die im Vergleich zu den anderen schon genannten daran zu erkennen, dass sie sehr wenig verloren hatten. Dazu gehörte z.B. der Petrus bei Nr.1, der 2 Kühe verloren hatte und nur 6 Mark, außerdem wäre der Gheroldus Nr.7 zu nennen, der „nur“ Schafe und 4 Mark verlor, dann zählt dazu noch Glashagen Nr.10 mit 6 Schweinen, 7 Mark, auch Gertrud Gartmari mit 8 Schafen und 2 Mark unter Nr.11. Demnach wäre bei Hof VIII Frederikus dran gewesen mit 7 Kühen, 18 Schafen, 10 Schweinen und 30 Mark Schaden. Auf Hof IX könnten wir dann endlich den Peter nennen, der 14 Kühe, 18 Schafe, 12 Schweine und 50 Mark eingebüßt hatte.

Ab 1655 gibt es hier den Jacob Pentzihn, 1666 Jochim Saß, zum Peter Saß gibt es 3 verschiedene Jahreszahlen: 1644, 1687 und 1695, wohl Großvater-Vater-Sohn. 1729 gibt es den Simon Lobzin, 1748 Jürgen Stuhr, 1764 Hans Stuer, 1781 Stuer, vor 1805 H. J. Steußloff, Schulze. Dann folgt 1807 Hans Stuhr, 1808 Hans Peter Stuhr, 1815 Hans Joachim Steußloff, dieser vererbt den Hof an seine Nichte. 1880 ist Johann Steußloff Bauer und Bürgermeister, 1917 folgt dann Franz Steußloff.

Während die Bartenshäger Schule 1924 geschlossen worden war, setzten Bauer Hamann und Franz Steußloff sich sehr dafür ein, dass die Schule wieder hier geöffnet wurde, was 1929 geschah.
Es hätte nicht viel gefehlt, dass Bartenshagen zwischen Hof IX und Hof X einen Bahnhof bekommen hätte. Zunächst war am Rostocker Zoo, dann in Allershagen und Bartenshagen eine Haltestelle geplant. Als man schon mit dem Bau der Bahnlinie Wismar-Rostock begonnen hatte, wurde noch eine Änderung vorgenommen, so dass die Trasse über Parkentin-Althof gebaut wurde. Auf der zunächst geplanten Strecke verlegte man später die Gas-Trasse, von der die gelben Markierungen noch zu sehen sind. Böse Zungen behaupten, dass der Allershäger Schulze Trost diese Trassenänderung beeinflußt hat. Er soll einmal geäußert haben, dass er das „Gesindel aus der Stadt“ nicht auf seinem Hof herum laufen sehen wollte! Es gibt jedoch im Bahnarchiv Schwerin keinen Hinweis dafür.

Zu den Bauern, die die Urkunden von der Entlassung aus der Leibeigenschaft seit 1815 sorgfältig aufbewahrt hatten, gehörte auch die Familie Steußloff. Als ich zur 800 Jahrfeier nach diesen alten Dokumenten fragte, zeigte mir Herr Steußloff seine Urkunden von 1815. Das älteste Bartenshäger Schulbild gaben Steußloffs mir für die Ausstellung 1977 mit. Es zeigt die Bartenshäger Schüler von 1870.

H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner Nachrichten”, April 2008

Bartenshagen Hof VIII

Auf kaum einem anderen Hof haben die Familiennamen so viel gewechselt wie auf dem Hof VIII. 1312 ist hier sogar eine Frau, Christina genannt, die 2 Pferde, 11 Kühe, 2 Schweine und 30 Mark verloren hatte. Als nächstes finden wir 2 Krögers, 1573 Achim, 1665 den Peter. Dazwischen könnte 1660 Ernst Sengebusch auf diesem Hof gewirtschaftet haben. Diesen Namen kennen wir von den vielen Wassermühlen, die es hier früher gab. Dabei können auch in Bartenshagen durchaus zeitweise 2 Wassermühlen nacheinander bestanden haben. Es gab ja immerhin ein Wasserloch auf diesem Grundstück, „Röt“ genannt, vielleicht ein Hinweis auf einen ehemaligen Mühlenteich? Die Bezeichnung „Röt“ entstand bei der Flachsherstellung.

Schon nach Jacob Pentzihn folgt 1725 Jochim Öhmke, und schon wieder 1729 Hans Sengebusch. 1736 gab es hier Carl Brehmpöhl, den Namen gab es in Doberan beim Landkrug, dann kommen die vielen Bredefeldts ab 1740 bis 1855, nur von Hans Hagemeister 1748 unterbrochen, der erste Bredefeldt war sogar Schulze. Es gab wenigstens noch 5 weitere Bredefeldts auf dieser Hofstelle. Ab 1880 finden wir hier Sophie Timm geb. Jürß, 1920 Hans Timm, 1943 Jochen Timm.
Die Bredefeldts-Männer heirateten in Familien rein mit Namen Crohn, Carstens, Koch, Winter, Maaß, Behns, Reincke, Jürß, Bothe, Sengebusch. Die Bredefeldts-Frauen heirateten Männer mit den Namen Harms, Brandt, Lange, Schmidt, Trempe, Thielke, Winter, Timm u.a., auch Bohm, Höpfner, Casten, Pett.
1778 starben eine Frau Bredefeldt und ihr Kind bei der Geburt.
1781 ertrank vom Bauer Bredefeldt eine Tochter.

Nach dem 2. Weltkrieg war der damalige Bauer Timm bereit, neben seiner Scheune einen alten Wohnwagen zur Nutzung für kirchliche Veranstaltungen aufzustellen. Nach der Wende übernahm Hans Joachim Timm wieder seinen Hof in Eigenregie.
In den 60er/70er Jahren befand sich die Eierannahmestelle vom VEAB auf dem Timmschen Hof. Die meisten Familien hielten sich auch zur LPG-Zeit privat Vieh, vor allem Hühner, Enten, Gänse, Kaninchen, aber auch Schafe, Ziegen und Schweine. Man bekam für abgelieferte Produkte Bezugsscheine für Kraftfutter. Außerdem hatten mehrere Kleintierhalter noch etwas Land gepachtet zum Anbau von Kartoffeln, Rüben und Getreide. Die LPG-Mitglieder hielten damals oft noch eine Kuh, lieferten Milch ab, bekamen von der Molkerei Butter, mussten allerdings auch Rüben verziehen und hacken. Fast alle diese Nebenbeschäftigungen sind seit der Wende verschwunden.

H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner Nachrichten”, März 2008

Bartenshagen Hof VII

Auch Hof VII hat seine eigene Geschichte: Unter den Geschädigten von 1312 wird hier erstmals eine Frau genannt, „Christina“. Ihr hatten die Rostocker 2 Pferde, 11 Kühe, 2 Schweine und 30 Mark gestohlen! Im Untertanenverzeichnis von 1669 finden wir dann Chim Bartemb und seine Frau, beide 80 Jahre alt. Sie hatten während des 30-jährigen Krieges jahrelang im Bruch versteckt gelebt mit einigen weiteren Dorfbewohnern von Bertramshagen, wie unser Dorf damals hieß. Sie waren danach auch die ersten, die ihren abgebrannten Hof wieder aufbauten, weshalb das Dorf nun Bartenshagen genannt wurde. Der Sohn oder Enkelsohn Heinrich Bartemb, 1669 = 26 Jahre alt, wird dabei tüchtig mitgearbeitet haben. Es folgen die Namen Ernst, Hinrich, Jochim, Lehnhard, Clas und Hans, auch Johann, Jürgen u.a. Barten auf Hof VII. Durch Heirat wechselt der Name dann von Mitte des 18.Jahrhunderts bis heute über Mackat-Bade-Westendorf auf Schulz.
Die Frauen, die auf Hof VII einheirateten, kamen aus Familien mit den Namen: Crempin, Schmidt, Gösch, Stouhr, Lewerenz, Nepermann, Stammer Rieck, Westendorf, Schwarck, Renisch, Schultz, Lettow, Havemann, Bade, Dassau, Hinz u.a. Barten. Frauen heirateten Männer mit den Familiennamen: Bese, Radeloff, Mahn, Hafemann, Gribnitz, Mackat, Bobsin, Schwarck, Romberg, Saß, Vick, Kröger, Jürß, Rath, Reincke, Tarnow, Hagemeister, Pingel, Winter, Scharen, Jahn, Hamann u.a.

Die meisten Bauern von Hof VII bekleideten Ehrenämter in der Gemeinde, d.h. sie waren Kirchenvorsteher und -älteste, auch Schultze. Während des 2.Weltkrieges wurde von der Armee eine Flakstation gegenüber der Hofstelle eingerichtet. Das hatte zur Folge, dass die Gewitter durch das viele Metall angezogen wurden und mehrere Gebäude in Flammen aufgingen. Erst nach Einspruch des damaligen Bauern Hans Westendorf zog die Armee die Flakstation wieder ab. Seitdem ließen die heftigen Gewitter wieder nach.

Zwei Frauen dieses Hofes sollen hier noch besonders erwähnt werden: die Hebamme Barten und Frau Marie Westendorf. In den sechziger und siebziger Jahren des 18.Jahrhunderts war die Kindersterblichkeit noch immer sehr hoch. Etliche Neugeborene starben während oder gleich nach der Geburt. Es folgten viele Krankheiten wie Grippe, Diphtherie, Ruhr, Schwarze Pocken u.a. Dadurch finden wir in den alten Kirchenbüchern oft mehr Kinderbeerdigungen als die von Erwachsenen. Im Laufe des 18. Jahrhunderts bemühten sich Rostocker Ärzte, Hebammen zu qualifizieren, um die hohe Kindersterblichkeit zu senken. Da die Hebamme Barten sehr oft um das Patenamt gebeten wurde, kann man wohl annehmen, dass sie schon geschult worden war.
Frau Marie Westendorf lebte im 20.Jahrhundert. Nach dem 2.Weltkrieg half sie vielen hungernden Menschen, in dem sie sie zum Essen einlud oder ihnen Brot u.a. schenkte. Das war für viele Einwohner ja keine Selbstverständlichkeit! Deshalb denken von den damaligen Flüchtlingen viele dankbar an sie zurück.

H.Sauder, Originalartikel „Parkentiner Nachrichten“, Februar 2008