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Das Dorf Parkentin vor der Separation

Das Dorf Parkentin lag bis zum Bau der jetzigen B 105 an einer Handelsstraße, die in Ost-West-Richtung von Stettin nach Lübeck durch diesen Ort ging. Zunächst verlief diese Handelsstraße südlich um die Kirche herum nach Wilsen, traf dort auf eine andere Handelsstraße, die von Wismar über Retschow, Konow, ebenfalls nach Wilsen und dann weiter nach Kessin ging zum ständigen Burgbezirk. Erst als das Kloster Doberan den näheren Weg nach Rostock intensiver nutzte, entwickelte sich die jetzige Hauptstraße durch Parkentin. Parkentin Lageplan 1800
Auch die Postkutschen bevorzugten diese neue Straße, so dass das schon vorhandene Straßenpflaster umgelegt werden musste. Wegen der „Umlegung des Steindammes“ wurden die Bauern von Parkentin für 4 Jahre von Extradiensten von den Doberaner Beamten befreit!
Nach 1800 gab es 10 Bauernstellen. Das älteste Einwohnerverzeichnis stammt von 1312. Die Rostocker (unter dänischer Herrschaft!) hatten die Doberaner Klosterdörfer ausgeraubt. Die Klosterverwaltung stellte deshalb eine Schadensliste zusammen und forderte Schadensersatz. Hier die Liste von Parkentin:

Name Pferde Kühe Schafe Sonstiges Mark Solidi
1. Wilhelmus Werkzeug 6
2. Johann Pistor 3 10
3. Wolter Keling 13
4. Gerardus Pistor Werkzeug 2
5. Conradus Canzer 4 8
6. Weddere 5 9 5 18
7. Pruceke 12 4
8. Johann Faber Werkzeug 4
9. Wigant Werkzeug, Gewand 2
10. Herman Westual Hühner, 4 Lanzen 4
11. Mater Pruceke 1 Talenti 8
12. Johann Burmester 3
13. Hermann Westual 4

Pistor = Bäcker, Faber = Schmied, Canzer = Sänger, Burmester = Bürgermeister
24 Solidi = 1 Mark
1557/58 war das Dorf geteilt zwischen Schwerin und Güstrow, die Straße war Grenze.
Die Vikarienhäuser hatte ein Rostocker gestiftet für sein Seelenheil, darin wohnten hauptsächlich Handwerker.

Quelle: Hanna Sauder

Bartenshagen Hof XIV

Wie bei den bisher genannten Bartenshäger Bauern, so finden wir auch bei Hof XIV die erste Auskunft über die Familie im MUB V Nr.3520: Wolpertus, ihm raubten die Rostock 1 Pferd, 15 Kühe, 1 Schaf, 5 Schweine und 54 Mark. Der Name „Reincke“ kam in der selben Urkunde nur als „Reineken“ in Stäbelow vor. 1704 finden wir die Reinckes dann in Ivendorf, Hohenfelde, Wilsen, Parkentin und Bartenshagen, allerdings mit verschiedener Schreibweise: Renike, Renck, Reinck, Renisch, Rhenik, doch am meisten Reincke. Sie heirateten Frauen mit den Namen Beese, Brügge, Westendorf, Schulte, Baade, Stuhr, Krohn, Dölcker, Hamann, Cyriaci, Steinmann, Bobzin. Die Reinckes Frauen heirateten Männer mit den Namen Klörries, Beese, Radeloff, Stoffers, Saß, Finck, Westendorf, Bredefeldt, Jürries, Dölcker, Tremp u.a.

Bartenshagen Hov XIV

Der Hof lag ursprünglich zwischen Straße und Stegebach wo es sehr nass war. Deshalb wurde er um 1800 als einziger Hof auf die jetzige Seite verlegt.

1704 finden wim im Beichtkinderverzeichnis als Bauer hier den 40jährigen Jochim Reincke angegeben, seine Ehefrau Lisabeth Reincke geb. Jürries, 38 Jahre alt, der Sohn Thieß 18 J., die Tochter Thrien 16 J., Hanß 12 J., Jochim 10 J., Anna 8 Jahre., Christoph 6 J., Hinrich 3 J. In der Folgezeit werden mehrere Hinrich Reinckes, mehrere Joachims, Johannes, Hans, Heinrich, Jacob, Peter, Christian genannt.

Aus der Zeit der Befreiungskriege erzählt man sich im Dorf, dass die Franzosen 1813 ihren Pferden das Futter in einen eichenen Backtrog von 3,50 m Länge schütteten. Die Pferde fraßen also ihr Futter nicht nur aus diesem Trog, sie müssen dort wohl auch reingestiegen sein, was ein deutlich erkennbarer Hufabruck bestätigte! Bis nach 1945 benutzte Familie Reinke noch den Trog zum Brotteig kneten! Nach 1945 war Hans Reinke eine zeitlang Bürgermeister von Bartenshagen. Erst 1952 wurden Parkentin und Bartenshagen zu einer Gemeinde zusammengeschlossen.

H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner Nachrichten”, Oktober 2008

Bartenshagen Hof XIII

In dem schon oft zitierten Bericht aus dem Mecklenburgischen Urkundenbuch (MUB) Band V Nr.3520 erfahren wir, dass auf diesem Hof 1312 wahrscheinlich Jakob saß, dem die Rostocker 1 Pferd, 9 Kühe, 12 Schafe, 12 Schweine und 40 Mark (heute ca.400) stahlen. Das beweist, dass die Bauern, die diesen Hof bewirtschafteten, tüchtige Leut waren, denn sie mußten praktisch noch einmal von vorne anfangen. Infolge der Schadensersatzklage vom Doberan Kloster gegen die Rostocker bekamen sie nur ungefähr die Hälfte des Schadens in Geld erstattet, für die andere Hälfte räumte man ihnen Privilegien ein.

Über die Familiennamen, die um 1370 zur Pflicht für jeden Einwohner gemacht wurden, erfahren wir etwa 300 Jahre nichts. Erst im Untertanenverzeichnis von 1669 könnte der Bauer auf diesem Hof Hanß Martenß geheißen haben, 60 Jahre alt, auch seine Frau, die Kinder waren 28 und 14 Jahre alt. Nach dem Namen Justus Jürß 1725, folgt 1729 Hinrich Saß, Clas Schwarck 1741, Jochim Schwarck 1824, Jochim Schwarck 1855, Jürß 1871, Margarethe Brinkmann geb. Jürß 1910, Heinrich Brinkmann 1942, Werner Brinkmann 1951, Jürgen Brinkmann 1992.
Namen der Frauen, die auf Hof XIII einheirateten waren: Timm, Steußloff, Wöhler, Harms, Barten, Kröger, Sengebusch, Baade, Bobsien u.a.

Als die Bahnlinie Wismar-Rostock gebaut wurde, gehörte der Bauer von Hof XIII mit zu den ersten, die Aktien kauften.
Die Straße von der jetzigen B 105 nach Parkentin war immer nur dort gepflastert, wo zwei Bauern einen gemeinsamen Feldweg benutzten, d.h. vom Hof bis zum Feldweg. Mit dem nächsten Bauer hatte er die Hecke gemeinsam seit der Separation um 1800. Die Zwischenwege galten als Gemeindestraße und blieben bis z.T. nach dem 2.Weltkrieg unbefestigt. Deshalb blieb hin und wieder auch mal ein Fahrzeug im Schlamm stecken. So ging es kurz nach dem letzten Krieg auch einem Pastor aus Thüringen, er versackte mit seinem Möbeltransporter am Wolfswinkelberg, Ausgang von Bartenshagen Richtung Parkentin. Seine Frau stapfte zu Fuß weiter nach Parkentin und klagte Frau Normet dort ihr Leid. Inzwischen hatte Bauer Brinkmann seine Pferde hinten am Möbelwagen angespannt und ihn herausgezogen. Dieser Pastor drehte um und fuhr mitsamt seinen Möbeln wieder zurück nach Thüringen!

Als privater Bauer, der nicht in die LPG gehen wollte, schaffte Bauer Brinkmann sein Soll nicht, er ging in den Westen. Deshalb zog das Gemeindebüro 1952 in das Wohnhaus Brinkmann einn. Deshalb nennt die Gemeinde sich „Bartenshagen-Parkentin“ und nicht umgekehrt. Auch die LPG-Küche zog hier ein und bekochte die damaligen LPG-Arbeiter.

H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner Nachrichten”, September 2008

Bartenhagen Hof XII

Über den Hof XII liegen aus älterer Zeit keine Angaben vor. Es heißt noch zu Beginn des 18.Jahrhunderts, dass der Hof „wüst“ sei als einziger in Bartenshagen. Dann fand sich der Jacob Hagemeister 1747 als Pächter dieses Hofes ein, ihm folgte Hans Hagemeister. Über dessen Sohn Johann Jochim wissen wir aber eine Menge, denn er hatte sich während der Zeit des Hofdienstes 1765 in der Roggenernte mit dem Doberaner Amtmann Pätow angelegt. Der Hofdienst war für Bauern eine Bürde, über die sie sich jedes Jahr, besonders in der Erntezeit, wieder ärgerten. Seitdem die Bauern 1621 ihre Besitzurkunden von ihren Höfen vorweisen sollten – keiner war mehr im Besitz dieser Urkunden – da wurden sie zu Pächtern ihrer einst eigenen Höfe erklärt und mussten sozusagen die Pacht abarbeiten: 6 Tage in der Woche pro Hof 2 Mäher und 2 Binderinnen stellen, die vom Sonnenaufgang bis -untergang auf dem Kammerhof in Doberan arbeiten mussten! Dabei blieb die eigene Wirtschaft auf den Schultern der Alten und der Kinder liegen!

Als die Mägde des Kammerhofs beim Brotbacken waren und die Bartenshäger Mägde deren Garben mit aufbinden sollten, weigerten sie sich. Johann Jochim Hagemeister galt als Anführer dieser Widersetzlichkeit und sollte verhaftet werden. Er wehrte sich mit seiner Sense, aber die Wachen des Kammerhofs überwältigten ihn. Im Prozess bekam er als Strafe: 4 Wochen Karrenschieben in Dömitz, im neu eingerichtetem Zuchthaus, d.h. er musste lebensgefährliche Arbeiten wie Brückenbau verrichten. So eine Strafe erhielt ein Gutsbesitzer, wenn er einen Tagelöhner erschlagen hatte! Außerdem wurde ihm noch ein Eisenring um den Hals geschmiedet, den er lebenslang tragen musste, aber J.J. Hagemeister nicht. Wahrscheinlich verletzte er sich während dieser 4 Wochen am Bein, denn später wird er als „Schneider“ bezeichnet.

Der Name Westphal taucht auf dem Hof XII 1768 und 1807 auf, Johann Jochim 1794, 1802 übernimmt Heinrich Allwart als Interimswirt diese Stelle, 1855 folgt ein “Winter“. Vom letztgenannten kaufte der Urgroßvater von Jochen Uplegger den Hof und vererbte ihn an seine Enkelin Hertha, die Jochens Vater heiratete.

Die Gebäude, die auf dem Titelbild abgebildet sind, könnten größtenteils aus dem 18.Jahrhundert stammen. Das im Hintergrund zu sehende Niederdeutsche Wohnhaus mit ehemals Wohnung, Stall und Heuboden unter einem Dach, ist noch als Durchfahrtshaus errichtet worden. Die Torscheune im Vordergrund war typisch für Bartenshagen, sie fehlte ursprünglich bei keinem Hof, sie enthielt eine kleine Wohnung und Stallungen.

H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner Nachrichten”, August 2008

Bartenshagen Hof XI

1312 saß auf Hof XI wahrscheinlich Hermann Westphal. Er verlor durch den Raubzug der Rostocker 1 Pferd, 3 Kühe, 16 Schafe und 17 Mark. 1651 wird hier Baltzer Krull genannt, der 1663 verarmte. Es folgt Heinrich Beese, 1674 schon verstorben. Seine Witwe heiratet 1675 Hans Stoisloff, der 1676 an der Pest stirbt, ebenfalls seine Frau und 3 Kinder. Es folgt 1676 Jochim Beese, 1713 Ernst Beese, ihm folgt 1729 sein Schwager Jochim Reincke, 1758 Jochim Jürß, dieser hatte 8 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 4 Kühe, 6 Jungrinder, 8 Ferkel, 10 Schafe und 3 Lämmer. Die Anzahl der Zugtiere war damals so hoch, weil die Bauern Äcker des Doberaner Kammerhofs mitbestellen mußten (Hofdienstzeit).
1787 folgt Peter Jürß, der Hofdienst war inzwischen aufgehoben. 1815 wurde in Bartenshagen die Leibeigenschaft aufgehoben. Zu den jetzt „freien“ Bauern gehört 1824 Hans Joachim Jürß. 1862 gibt es hier Joachim Jürß, 1876 Hans Joachim Peter, 1906 verstorben, als Erbpächter. Dann folgt der erste Heinrich Jürß, der Jahre hindurch Dorfschulze war. Danach übernimmt 1952 den Hof der Vater des jetzigen Albrecht Jürß.

Durch eine Befragung des Niederdeutschen Beobachters von 1938 erfahren wir, dass die Vorfahren dieser Bauernfamilie nach Aufhebung des Hofdienstes 1778 und der Leibeigenschaft 1815 begannen Segelschiffe Rostocker Kaufleute jeweils für mehrere Wochen Fahrt mit Proviant auszurüsten. Kam das Schiff dann mit guter Fracht und unversehrt in den Heimathafen zurück, so erhielt der Bauer, der die Ausrüstung besorgt hatte, ein gut Teil von dem Gewinn. Wahrscheinlich haben die anderen Bartenshäger Bauern ebenfalls auf diese Weise ihr Einkommen aufgebessert. Davon wusste ja auch der Schweriner Großherzog. Deshalb hatte er ja die Bartenshäger Bauern um finanzielle Hilfe gebeten, als er in Altona wegen Spielschulden inhaftiert worden war. Dass es den Bartenshäger Bauern Ende des 18., Anfang des 19.Jahrhunderts wirtschaftlich etwas besser ging, da hatten doch schon einige böse Zungen behauptet, dass sie die Kriegskasse der Franzosen gestohlen hätten!

Auf Hof XI fand jedoch der Großvater von Albrecht Jürß beim Ausschachten eines Lochs für einen Zaunpfahl eine Kanonenkugel von der Schlacht 1813 bei Retschow. Das beweist, das die Kampfhandlungen Auswirkungen bis hier hatten. Diese Kanonenkugel bewahrte der Lehrer Herholz in der Heimatstube der Bartenshäger Schule neben vielen anderen Gerätschaften auf. 1945 kamen alle hier aufbewahrten Exponate nach Bad Doberan und wurden Privatpersonen zur Aufbewahrung überlassen. Davon ist natürlich bis heute nichts wieder aufgetaucht!

H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner Nachrichten”, Juni 2008