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Absetzung des Hauswirts Steffen Susemihl

Nachdem der Hausmann Steffen Susemiel zu Elmenhorst wegen schlechter Wirthschaft seines Gehöftes ohnlängst hat ersetzet werden müssen : so hat sich bey der Aufnahme des Inventarii ein solcher Abgang gefunden, daß aus der Hospital-Casse ein merklicher Zuschuß zur Entrichtung des neuen Wirths hat geleistet werden müssen. Es ist daher von selbst zu ermessen, daß zur Befriedigung der Susemielschen Gläubiger nichts vorgefunden worden. Um indessen die Schuldenlast des abgesetzen Susemiel vollständig zu erfahren, und seinen Gläubigern Gelegenheit zu geben, sich von den schlechten Vermögensumständen ihres Schuldeners zu überzeugen : so ist der 9.Octob. zum Liquidations-Termin anberahmet, und werden dazu all diejenigen, welche, es sey aus welchem Grunde es wolle, irgend eine Ansprache an den vormaligen Hausmann, und jetzigen Einlieger Steffen Susemiel zu Elmenhorst, zu haben glauben, unter dem Nachtheil der Präclusion vorgeladen, am vorbestimmten Tage Vormittags 10 Uhr auf der Mesterey zum St.Georg hieselbst zu erscheinen, und ihre Forderungen anzugeben, auch sich zugleich aus dem augenommenen Inventario zu überzeugen, daß zu ihrer Befriedigung nichts vorhanden ist, damit sie eines Kostenaufwandes überhoben seyn können. Decretum im Hospitalgericht zum St.Georg zu Rostock den 25.August 1790. Verordnete Vorstehere des Hospitals zum St.Georg

Rostocker Nachrichten und Anzeigen, 76.Stück, Sept. 1790

Bartenshagen Hof XIII

In dem schon oft zitierten Bericht aus dem Mecklenburgischen Urkundenbuch (MUB) Band V Nr.3520 erfahren wir, dass auf diesem Hof 1312 wahrscheinlich Jakob saß, dem die Rostocker 1 Pferd, 9 Kühe, 12 Schafe, 12 Schweine und 40 Mark (heute ca.400) stahlen. Das beweist, dass die Bauern, die diesen Hof bewirtschafteten, tüchtige Leut waren, denn sie mußten praktisch noch einmal von vorne anfangen. Infolge der Schadensersatzklage vom Doberan Kloster gegen die Rostocker bekamen sie nur ungefähr die Hälfte des Schadens in Geld erstattet, für die andere Hälfte räumte man ihnen Privilegien ein.

Über die Familiennamen, die um 1370 zur Pflicht für jeden Einwohner gemacht wurden, erfahren wir etwa 300 Jahre nichts. Erst im Untertanenverzeichnis von 1669 könnte der Bauer auf diesem Hof Hanß Martenß geheißen haben, 60 Jahre alt, auch seine Frau, die Kinder waren 28 und 14 Jahre alt. Nach dem Namen Justus Jürß 1725, folgt 1729 Hinrich Saß, Clas Schwarck 1741, Jochim Schwarck 1824, Jochim Schwarck 1855, Jürß 1871, Margarethe Brinkmann geb. Jürß 1910, Heinrich Brinkmann 1942, Werner Brinkmann 1951, Jürgen Brinkmann 1992.
Namen der Frauen, die auf Hof XIII einheirateten waren: Timm, Steußloff, Wöhler, Harms, Barten, Kröger, Sengebusch, Baade, Bobsien u.a.

Als die Bahnlinie Wismar-Rostock gebaut wurde, gehörte der Bauer von Hof XIII mit zu den ersten, die Aktien kauften.
Die Straße von der jetzigen B 105 nach Parkentin war immer nur dort gepflastert, wo zwei Bauern einen gemeinsamen Feldweg benutzten, d.h. vom Hof bis zum Feldweg. Mit dem nächsten Bauer hatte er die Hecke gemeinsam seit der Separation um 1800. Die Zwischenwege galten als Gemeindestraße und blieben bis z.T. nach dem 2.Weltkrieg unbefestigt. Deshalb blieb hin und wieder auch mal ein Fahrzeug im Schlamm stecken. So ging es kurz nach dem letzten Krieg auch einem Pastor aus Thüringen, er versackte mit seinem Möbeltransporter am Wolfswinkelberg, Ausgang von Bartenshagen Richtung Parkentin. Seine Frau stapfte zu Fuß weiter nach Parkentin und klagte Frau Normet dort ihr Leid. Inzwischen hatte Bauer Brinkmann seine Pferde hinten am Möbelwagen angespannt und ihn herausgezogen. Dieser Pastor drehte um und fuhr mitsamt seinen Möbeln wieder zurück nach Thüringen!

Als privater Bauer, der nicht in die LPG gehen wollte, schaffte Bauer Brinkmann sein Soll nicht, er ging in den Westen. Deshalb zog das Gemeindebüro 1952 in das Wohnhaus Brinkmann einn. Deshalb nennt die Gemeinde sich „Bartenshagen-Parkentin“ und nicht umgekehrt. Auch die LPG-Küche zog hier ein und bekochte die damaligen LPG-Arbeiter.

H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner Nachrichten”, September 2008

Bartenshagen Hof XI

1312 saß auf Hof XI wahrscheinlich Hermann Westphal. Er verlor durch den Raubzug der Rostocker 1 Pferd, 3 Kühe, 16 Schafe und 17 Mark. 1651 wird hier Baltzer Krull genannt, der 1663 verarmte. Es folgt Heinrich Beese, 1674 schon verstorben. Seine Witwe heiratet 1675 Hans Stoisloff, der 1676 an der Pest stirbt, ebenfalls seine Frau und 3 Kinder. Es folgt 1676 Jochim Beese, 1713 Ernst Beese, ihm folgt 1729 sein Schwager Jochim Reincke, 1758 Jochim Jürß, dieser hatte 8 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 4 Kühe, 6 Jungrinder, 8 Ferkel, 10 Schafe und 3 Lämmer. Die Anzahl der Zugtiere war damals so hoch, weil die Bauern Äcker des Doberaner Kammerhofs mitbestellen mußten (Hofdienstzeit).
1787 folgt Peter Jürß, der Hofdienst war inzwischen aufgehoben. 1815 wurde in Bartenshagen die Leibeigenschaft aufgehoben. Zu den jetzt „freien“ Bauern gehört 1824 Hans Joachim Jürß. 1862 gibt es hier Joachim Jürß, 1876 Hans Joachim Peter, 1906 verstorben, als Erbpächter. Dann folgt der erste Heinrich Jürß, der Jahre hindurch Dorfschulze war. Danach übernimmt 1952 den Hof der Vater des jetzigen Albrecht Jürß.

Durch eine Befragung des Niederdeutschen Beobachters von 1938 erfahren wir, dass die Vorfahren dieser Bauernfamilie nach Aufhebung des Hofdienstes 1778 und der Leibeigenschaft 1815 begannen Segelschiffe Rostocker Kaufleute jeweils für mehrere Wochen Fahrt mit Proviant auszurüsten. Kam das Schiff dann mit guter Fracht und unversehrt in den Heimathafen zurück, so erhielt der Bauer, der die Ausrüstung besorgt hatte, ein gut Teil von dem Gewinn. Wahrscheinlich haben die anderen Bartenshäger Bauern ebenfalls auf diese Weise ihr Einkommen aufgebessert. Davon wusste ja auch der Schweriner Großherzog. Deshalb hatte er ja die Bartenshäger Bauern um finanzielle Hilfe gebeten, als er in Altona wegen Spielschulden inhaftiert worden war. Dass es den Bartenshäger Bauern Ende des 18., Anfang des 19.Jahrhunderts wirtschaftlich etwas besser ging, da hatten doch schon einige böse Zungen behauptet, dass sie die Kriegskasse der Franzosen gestohlen hätten!

Auf Hof XI fand jedoch der Großvater von Albrecht Jürß beim Ausschachten eines Lochs für einen Zaunpfahl eine Kanonenkugel von der Schlacht 1813 bei Retschow. Das beweist, das die Kampfhandlungen Auswirkungen bis hier hatten. Diese Kanonenkugel bewahrte der Lehrer Herholz in der Heimatstube der Bartenshäger Schule neben vielen anderen Gerätschaften auf. 1945 kamen alle hier aufbewahrten Exponate nach Bad Doberan und wurden Privatpersonen zur Aufbewahrung überlassen. Davon ist natürlich bis heute nichts wieder aufgetaucht!

H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner Nachrichten”, Juni 2008

Die Badenmühle

Südlich von Doberan liegt eine Wassermühle, die heute als Hotel und Ferienwohnung dient. Der zur Mühle gehörende Mühlenteich wird durch den Quellbach gespeist. Dieser nimmt im berühmten Glashäger Quellental seinen Anfang und vereint sich bei Stülow mit dem nördlicher gelegenem Stülower Bach und fließt schließlich durch die Doberaner Klosteranlagen, wo er sich mit dem Bollhagener Fließ und dem Althöfer Bach vereint. Im Sommer 1859 war es auch der Quellbach, der in Folge eines Wolkenbruches einem Gebirgsbach gleich anschwoll und Verheerungen in Doberan anrichtete.
Der Name Badenmühle stammt vom Mühlenteich und dessem Zufluß ab, der bei Wassermühlen Bade genannt wurde. Bereits 1312 als die Rostocker die Dörfer um Doberan überfielen, hieß die Mühle Bodenmole. Der damalige Müller Heinrich (Henricus) verlor bei diesem Überfall Mühlengeräte im Wert von zwei Mark.

Nach 1693 hieß der Müller Daniel Bademöller, als dieser 1703 verstarb, heiratete Hans Tide, Sohn des Müllers Jacob Tiede zu Doberan, dessen Witwe. Hans Tiedes Sohn Jacob übernahm die Mühle 1737 und führte sie bis zu seinem Tod 1750. Nachfolger wurde Adolph Siemß. Bereits 1765 wurde Johann Christian Tiede, Enkel des Lindenkrügers Christian Tiede zu Doberan, Müllermeister. 1790 heiratete der Müller Johann Friedrich Haase seine Tochter Maria Magdalena Tiede. Ungefähr 1805 übernahm der Hamburger Erbmüller Schröder die Badenmühle bis mindestens 1820.

1874 wurde Christian Westendorf Erbmüller der Badenmühle, nach dessen Tod 1901 übernahm sein Bruder Wilhelm das Geschäft.