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Der Hof I in Parkentin im Jahr 1861

Vom Hof I in Parkentin gibt es einen Hofbrief von 1861. Darin sind die Gebäude genau beschrieben. Das Maß war damals der Fuß, 33 1/3 cm, also 3 Fuß (‚) = 1 Meter. Demnach ist das noch heute stehende Wohnhaus mit 70‘ gut 23 m lang und 12 m breit, die Scheune fast 24 m lang, gut 16 m breit …
Stall und Scheune waren strohgedeckt, das Viehhaus hatte ein Pfettdach, das Wohnhaus eine Ziegeldach. Im September 1860 war der damalige Hauswirt Johann Vullert gestorben und seine Witwe Anna Vullert geb. Iben übernahm den Hof bis zur Neuregelung die Wirtschaft. Der älteste Sohn Johann Joachim Heinrich war schon 29 Jahre alt und somit brachte er alle Voraussetzungen mit, die für die Übernahme so eine Wirtschaft erforderlich waren. So kam es am 7.August 1861 zur Hofübernahme.

Zur Gehöftsfamilie gehörten damals

1. die Witwe Anna Vullert geb. Iben 50 Jahre alt
2. der Sohn Johann Jochim Heinrich 29
3. der Sohn Heinrich 27
4. die Tochter Dorothea 25
5. der Sohn Joachim 22
6. die Tochter Elisabeth 19
7. der Sohn Adolf 12
8. die Tochter Marie 10

Der Mutter stand als Witwe das Altenteil zu, das heißt eine kleine Wohnung rechts im Haus, außerdem eine Kuh, zwei Schafe, jährlich zu Pfingsten ein kleiner Pölk zum Fettmachen, Feuerung nach Bedarf, kleine Fuhren. Dafür war sie zu kleinen Hilfeleistungen verpflichtet. Sie bekam außerdem zwei Scheffel Weizen, acht Scheffel Roggen, drei Scheffel Gerste und drei Scheffel Hafer, auch freie Weide für ihre Kuh und die Schafe.

Seine Geschwister hatten sie als Knecht oder Magd auf dem Hof mitzuarbeiten. Wenn sie heirateten, musste der Gehöftsinhaber die ortsübliche Aussteuer mitgeben und auch die Hochzeit ausrichten. Allerdings brauchte Johann nicht mehr als eine Hochzeit im Jahr ausrichten. Zu Weihnachten bekam jeder eine neue Tracht. Die neue Tracht blieb für Sonn- und Feiertage, die bisherige trug man bei der Arbeit auf. Es war sicher nicht ganz einfach für den Johann bei seinen vielen Geschwistern, hatte er doch auch noch die Versicherung für die Gebäude an die Domanial-Brandkasse in Doberan zu zahlen, immerhin über 3000 Reichstaler jährlich, dazu noch eine Menge von Abgaben an das Domanial-Amt Doberan (Armenkasse und ähnliches), Badefuhren nach Heiligendamm, Abgaben an die eigene Gemeinde (Pfarre, Schule, Hebamme u.a.).

Quelle: Hanna Sauder

Bartenshagen Hof V

Nach dem 30jährigen Krieg hießen die Bauern Kröger und Schröder, dann Justus Jürß, 1725 Hans Bartemb, 1766 Hinrich Fink, Schulze, ihm folgen 1768 Christian Ramm und um 1800 Jochim Ramm, beide ebenfalls Schulzen.

In dieser Zeit spielte sich hier folgendes ab: 1806 floh Herzog Friedrich Franz I. vor den Franzosen nach dem damals dänischen Altona. Die Schleswig-Holsteiner Gutsbesitzer luden ihn im Herbst 1806 zur Jagd ein, die man anschließend in Spielkasinos feierte. Friedrich Franz I. hoffte auf den ganz großen Gewinn, setzte alles Geld, das er noch hatte, verlor es und machte obendrein noch Schulden. Deshalb sperrten die Altonaer ihn ein bis er alles bezahlen würde. Woher konnte er Hilfe erwarten, wo doch alle seine Freunde ebenfalls geflohen waren? Dabei dachte er wehmütig an die schönen Jahre, in denen er seine Sommerresidenz in Doberan eingerichtet hatte! Auch an die Kutschfahrten nach Heiligendamm mit seinen Gästen aus aller Welt, die ihn des ersten deutschen Seebades wegen alle mächtig gelobt hatten! Unvergesslich waren auch die abendlichen Korsofahrten mit Lampions und Feuerwerk auf der Ostsee! Dabei musste er auch an seine Bauern denken, die ihn und seine Gäste anschließend zurück nach Doberan fuhren.
Bartenshagen Hof V um 1960
Was hatte ihm doch der Schulze Ramm aus Bartenshagen bei seiner letzten Kutschfahrt erzählt? So dumm waren diese Bauern gar nicht, wie man ihnen nachsagte! Seitdem sie den Hofdienst endlich losgeworden waren, konnten sie sich mehr als vorher um ihre eigenen Wirtschaften kümmern, hatten mehr angebaut und mehr geerntet, was machten diese Bauern mit ihrem Überschuß? Einige bauten größere Scheunen, andere belieferten Rostocker Schiffe mit Proviant und wurden am Gewinn beteiligt. Ob ihm diese Bauern wohl aus seiner misslichen Lage helfen konnten?

Sein Diener Grabousky aus Bollbrücke war bereit mit seinem Pferd nach Bartenshagen zu reiten. Er nahm den Brief an die Bauern mit, er ritt durch das von den Franzosen besetzte Land natürlich nur nachts! So kam er in Bartenshagen beim Schulzen Ramm in aller Herrgottsfrühe an und gab ihm den Brief. Der Schulze ging mit dem Brief von einem zum anderen, auch zum Lehrer Bernhöfft. Alle schlichen sich spät abend nach Hof V und berieten. Dabei einigten sie sich, dass sie Friedrich Franz I. finanziell helfen wollten. So kam es, dass der Herzog, sobald die Franzosen abgezogen waren, wieder nach Doberan kommen konnte. Das geschah am 10. August 1807! Die Nachricht von seinem Kommen verbreitete sich wie ein Lauffeuer, so dass viele Bewohner der Umgegend ihm bis nach Reddelich entgegen kamen. Ganz überwältigt von diesem Empfang rief er: „Ditt möten wie ierst mal begeiten, leiwe Lüd!“ So entstand das erste Kampfest, das am 3.Tag den Bauern gewidmet wurde. Als Dank an die Bartenshäger Bauern kann man wohl auch die Entlassung aus der Leibeigenschaft ansehen, in Bartenshagen 1815 vollzogen, in ganz Mecklenburg 1820/21.

Auf dem Hof V gibt es danach die Namen Jürß, Schmidt, Masch, Reinke, Grytzka und Schuldt. 2007 gibt es hier eine umfangreiche Neubausiedlung.

H.Sauder, Originalartikel „Parkentiner Nachrichten“, Oktober 2007

Doberaner Volkszählung von 1819 online

Beim Arbeitskreis Volkszahl-Register sind jetzt die Volkszählungen von 1819 des Domanialamtes Doberan komplett erfasst und über die Datenbanksuche verfügbar. Alle Personendaten wurden dazu transkriptiert und sind Korrektur gelesen worden. Zur Zeit ist die Datenbanksuche kostenlos möglich: Link.

In dem Amt Doberan wurden im Dezember 1819 über 8.000 Personen gezählt, verteilt auf 12 Kirchspiele mit etwa 60 Ortschaften:

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