Bartenshagen Hof I

Der Volkskundler Dr.Baumgarten, Rostock, bildete in seinem Buch ĂŒber die BauernhĂ€user den ganzen Hof I von Bartenshagen mit allen NebengebĂ€uden als Musterbeispiel fĂŒr den Niederdeutschen Bauernhoftyp ab. Das neue daran war einmal die GrĂ¶ĂŸe des Hauses – die bis dahin gebauten BauernhĂ€user waren wesentlich kleiner – und das hintere Scheunentor, weshalb man diesen neuen Typ „Durchfahrtshaus“ nannte. So konnte man die Erntewagen auf der Diele abladen und leer aus dem hinteren Tor hinausschieben, durch das man die Pferde schon hinausgebracht hatte. Das Herdfeuer hatte man natĂŒrlich vorher gelöscht.

Es gibt in Bartenshagen außer diesem noch mehrere ehemalige DurchfahrtshĂ€user, die jedoch nur noch als Stall genutzt werden und zwar auf Hof III (Stuhr), Hof VI (Franz Reincke), und Hof XII (J. Uplegger). Man erkennt sie an den zugebauten hinteren Scheunentoren, wo man innen im Haus auch noch ehemalige WohnrĂ€ume findet. Wie kam es zu diesem Baustil? In der 2.HĂ€lfte des 18.Jahrhunderts hatte man im Domanium (Herzogliches Gebiet) den damals noch leibeigenen Bauern den beschwerlichen Hofdienst (6 Tage von Sonnenaufgang bis -untergang, je Hof 2 mĂ€nnliche und 2 weibliche ArbeitskrĂ€fte zum Arbeiten auf den Kammerhof schicken) erlassen. Deshalb konnten die Bauern sich nun mehr um ihre eigenen Wirtschaften kĂŒmmern als vorher. Die Folge war, dass sie jetzt mehr ernteten und mehr Vieh halten konnten! Es setzte eine rege BautĂ€tigkeit ein, denn fĂŒr die Ernte reichte der bisherige Stauraum nicht mehr aus – 1 Wohnhaus, 1 große Scheune, 1 Torscheune, 1 Arbeiterkaten, 1 steinerner Schweinestall, 1 Viehhaus, 1 Backhaus.

Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden die WĂ€nde zwischen Diele, WohnrĂ€umen und StĂ€llen. Die Diele nutzte man zum FĂŒttern, Arbeiten, aber auch zum Feiern, dort wurden auch die Verstorbenen aufgebahrt und verabschiedet. im 19.Jahrhundert baute man die ersten WohnhĂ€user parallel zu Straße. Dass dort vorher die DurchfahrtshĂ€user gestanden haben, erkennt man noch heute an den VorgĂ€rten, die anstelle der ehemaligen HĂ€user mit dem Giebel zur Straße standen, angelegt wurden.

H.Sauder, Originalartikel „Parkentiner Nachrichten“, Juni 2007

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