Schlagwort-Archive: Hanna Sauder

Bartenshagen Hof VI

Unter den 17 Geschädigten von 1312 wird als 6. der Müller (Molendinarius) genannt. Er verlor 3 Pferde, 2 Kühe, 18 Schafe und 30 Mark. Zwischen 1304 und 1419 verpachtete das Doberaner Kloster die Abgaben der Bartenshäger Wassermühle zunächst an das Ribnitzer Klarissenkloster, danach an die Güstrower Domschule, an die dänische Königin Margarethe und 1419 an das Kloster Dobbertin. 1386 war der Pächter oder sogar besitzer dieser Mühle der Ritter Heinrich von Bülow, 1419 Joachim von Bülow.

Müller in BartenshagenEine Mühle hatte immer ein gesichertes Einkommen, denn ihr wurden eine bestimmte Anzahl Mahlgäste zugewiesen. Diesen Mahlzwang gab es noch bis zur Einführung der Gewerbefreiheit 1868. Durch diesen Zwang hatten die Müller stets ein gesichertes Einkommen. Man bezeichnete sie deshalb auch als „Pensionarius“. Dass der Familienname Müller heute noch so häufig vorkommt, hat seine Ursache in der gesicherten Existenz dieses Berufs in den vielen Jahrhunderten! Müller waren keine Leibeigenen sondern „freie“ Leute.

1669 finden wir den 58-jährigen Ernst Sengbusch in Bartenshagen, ob als Müller oder Bauer, ist nicht bekannt. Er hatte 6 Kinder im Alter von 5-14 Jahren, er saß auf dem 6.Hof. Vor 1651 gibt es die Namen Saße, Wiese, Dassow auf dieser Stelle, danach Krull, Bartemb, Lobzin, Peter Saß 1729, Hinrich Makate 1752, Johann Reinke 1839, 1855, Joachim Reincke 1917, Franz Reincke 1940. Die Jahreszahlen beziehen sich auf Haus- und Hofbriefe, Erwähnungen in Unterlagen des Mecklenburgischen Landeshauptarchivs (MLHA) und alten Kirchenbüchern des Kirchbuchamtes Schwerin. In den Untertanenverzeichnissen sind „freie“ Leute nicht immer aufgeführt, jedoch bei Volkszählungen und Heiratsregistern. So finden wird den Namen Senegbusch 1704: Hanß S., 46 Jahre, Pensionarius, Ehefrau Marie S. geb. Galenbachs, 32 J., Kinder: Valentin 9 J., Ernst 7J., Christine Dorthie 1 Jahr alt. 1718 heiratet Hinrich Valentin Sengebusch Anna Margaretha Beckmann. 1735 heiratet Jost Hinrich Beensen, Dragoner der Companie des Obristen von Bülow, Wender (Wendula?) Sengebusch, alle wohnhaft in Bartenshagen. 1745 gibt es die Witwe von Hanß Evers – Dorthie geb. Sengebusch (s.o.), außerdem ihre Tochter Gret Evers, 21 J. Einem der Sengebuschs gehörte zeitweilig auch die Neuhöfer Wassermühle, sowie die Bockwindmühle am Walkmüller Holz, die er 1740 an den Windmüller Schulz verpachtet hatte. Im 19.Jh. saß in Althof ein Sengebusch auf der Wassermühle. Die Stahlwuelle des Moorbades entdeckte Herr Sengebusch am 27.09.1895 auf seiner Wiese. Er wird als „seit 42 Jahren in Althof ansässiger Mühlenbesitzer“ bezeichnet.

Bartenshäger Walkmühle um 1710Im 19.Jahrhundert hatte man – aus welchem Grund auch immer – eine Anzahl der Unterlagen des MLHA nach Göttingen verlagert. Von dort bekam ich die Karte von 1710, d.h. von vor der 1. genaueren Landvermessung. Hier ist in Bartenshagen eine Walkmühle angegeben. Sie diente zum Verfestigen von handgewebten Stoffen. Sicher konnte man die Mühlen auch umrüsten zum Kornmahlen u.a.

H.Sauder, Originalartikel „Parkentiner Nachrichten“, November 2007

Bartenshagen Hof V

Nach dem 30jährigen Krieg hießen die Bauern Kröger und Schröder, dann Justus Jürß, 1725 Hans Bartemb, 1766 Hinrich Fink, Schulze, ihm folgen 1768 Christian Ramm und um 1800 Jochim Ramm, beide ebenfalls Schulzen.

In dieser Zeit spielte sich hier folgendes ab: 1806 floh Herzog Friedrich Franz I. vor den Franzosen nach dem damals dänischen Altona. Die Schleswig-Holsteiner Gutsbesitzer luden ihn im Herbst 1806 zur Jagd ein, die man anschließend in Spielkasinos feierte. Friedrich Franz I. hoffte auf den ganz großen Gewinn, setzte alles Geld, das er noch hatte, verlor es und machte obendrein noch Schulden. Deshalb sperrten die Altonaer ihn ein bis er alles bezahlen würde. Woher konnte er Hilfe erwarten, wo doch alle seine Freunde ebenfalls geflohen waren? Dabei dachte er wehmütig an die schönen Jahre, in denen er seine Sommerresidenz in Doberan eingerichtet hatte! Auch an die Kutschfahrten nach Heiligendamm mit seinen Gästen aus aller Welt, die ihn des ersten deutschen Seebades wegen alle mächtig gelobt hatten! Unvergesslich waren auch die abendlichen Korsofahrten mit Lampions und Feuerwerk auf der Ostsee! Dabei musste er auch an seine Bauern denken, die ihn und seine Gäste anschließend zurück nach Doberan fuhren.
Bartenshagen Hof V um 1960
Was hatte ihm doch der Schulze Ramm aus Bartenshagen bei seiner letzten Kutschfahrt erzählt? So dumm waren diese Bauern gar nicht, wie man ihnen nachsagte! Seitdem sie den Hofdienst endlich losgeworden waren, konnten sie sich mehr als vorher um ihre eigenen Wirtschaften kümmern, hatten mehr angebaut und mehr geerntet, was machten diese Bauern mit ihrem Überschuß? Einige bauten größere Scheunen, andere belieferten Rostocker Schiffe mit Proviant und wurden am Gewinn beteiligt. Ob ihm diese Bauern wohl aus seiner misslichen Lage helfen konnten?

Sein Diener Grabousky aus Bollbrücke war bereit mit seinem Pferd nach Bartenshagen zu reiten. Er nahm den Brief an die Bauern mit, er ritt durch das von den Franzosen besetzte Land natürlich nur nachts! So kam er in Bartenshagen beim Schulzen Ramm in aller Herrgottsfrühe an und gab ihm den Brief. Der Schulze ging mit dem Brief von einem zum anderen, auch zum Lehrer Bernhöfft. Alle schlichen sich spät abend nach Hof V und berieten. Dabei einigten sie sich, dass sie Friedrich Franz I. finanziell helfen wollten. So kam es, dass der Herzog, sobald die Franzosen abgezogen waren, wieder nach Doberan kommen konnte. Das geschah am 10. August 1807! Die Nachricht von seinem Kommen verbreitete sich wie ein Lauffeuer, so dass viele Bewohner der Umgegend ihm bis nach Reddelich entgegen kamen. Ganz überwältigt von diesem Empfang rief er: „Ditt möten wie ierst mal begeiten, leiwe Lüd!“ So entstand das erste Kampfest, das am 3.Tag den Bauern gewidmet wurde. Als Dank an die Bartenshäger Bauern kann man wohl auch die Entlassung aus der Leibeigenschaft ansehen, in Bartenshagen 1815 vollzogen, in ganz Mecklenburg 1820/21.

Auf dem Hof V gibt es danach die Namen Jürß, Schmidt, Masch, Reinke, Grytzka und Schuldt. 2007 gibt es hier eine umfangreiche Neubausiedlung.

H.Sauder, Originalartikel „Parkentiner Nachrichten“, Oktober 2007

Bartenshagen Hof IV

Seit 1555 gibt es den Namen Jürß auf diesem Hof, allerdings zunächst als Jurges oder Jürries geschrieben. Um 1800 finden wir den Schulzen Ramm um 1900 Heinrich Schwarz, dessen Tochter Hertha heiratete den uns allen bekannten Fritz Trost.

Im Rostocker Anzeiger heißt es am 2.12.1915: Doberan, 30.Nov: Heute morgen gegen 6 1/2 Uhr brach in dem Viehhause des Erbpächters Reincke (Nr.5) in Bartenshagen Feuer aus, das das Gebäude einäscherte und auch auf das Viehhaus und Scheune der benachbarten Hufe des Erbpächters Jürß (Nr.4) übersprang und ebenfalls beide Anwesen vernichtete. Während aus dem Reinckeschen Viehhause das Vieh gerettet werden konnte, verbrannten in dem Jürßschen Viehhause 30 Schafe und einige Kälber. Die Entstehungsursache konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden. Versichert sind die Gebäude in der Domanial-Brandversicherungs-Anstalt. Später stellte sich heraus dass der Kuhfütterer des Reinckeschen Hofes diesen Brand gelegt hatte

Die Brandgefahr war bei den damals meistens noch rethgedeckten Gebäuden eine ständige Gefahrenquelle. Schon in der Polizeiordnung von 1572 verbot man, die Backöfen direkt im Hause oder am Hause zu errichten. Stattdessen sollte ein Backhaus auf dem Dorfplatz oder außerhalb des Dorfes als Gemeinschaftsbackofen errichtet werden. Diese Anordnung ist in der Gemeine Bartenshagen-Parkentin nie befolgt worden. Hier hatte jeder sein eigenes Backhaus in einiger Entfernung von den übrigen Gebäuden stehen. Im Doberaner Amt wurde 1681 die erste „Feuer-Ordnung“ herausgegeben und eine Brandgilde gegründet. Mehrere kleinere Dörfer sollten sich zu einer Gilde zusammenschließen. Zunächst waren sämtliche männliche Einwohner von 18-60 Jahren verpflichtet diesen Gilden beizutreten. Dabei standen bei einem Brand sowohl Pferdewagen als auch die Helfer sich oft im Wege. Um solche Einsätze besser organisieren zu können, gründete man im Amt Doberan in der Gemeinde Bartenshagen-Parkentin 1864 „die erste Freiwillige Feuerwehr“, zunächst „Spritzenverband“ genannt. Das Regulativ wurde in 50 Paragraphen bis in die kleinsten Teile geregelt. Die Alarmierung erfolgt, bis man Sirenen hatte, durch Geschrei, im 20.Jahrhundert per Fahrrad und Signalhorn. Davon konnte Fritz Trost, der zeitlebens mit Leib und Seele ein Feuerwehrmann war, viel erzählen. Beeindruckend waren auch seine Jahresberichte, halb hochdeutsch halb plattdeutsch, und immer mit seinem typischen Humor gewürzt! Unser Titelbild zeigt ihn 1989 bei dem 125-jährigen Jubiläum vor der alten Schule, während alte Löschgeräte vorgeführt wurden.

H.Sauder, Originalartikel „Parkentiner Nachrichten“, September 2007

Bartenshagen Hof III

So wie in Parkentin, gab es auch in Bartenshagen eine Änderung bei der Zählung der Höfe. Zunächst wurden die beiden Waldarbeiterkaten nicht mitgezählt. Erst bei der Neueinteilung der Äcker wurden sie Hof I und Hof II und der Hamannsche Hof Hof III (vorher Hof I). Die Familiennamen waren hier Sasse (1552, 1766), Schulze Havemann (1748, 1655, 1812), Hamann (1836), Stuhr (1972).

Bei dem Raubzug der Rostocker gegen die Doberaner Klosterdörfer 1312 war in Bartenshagen weit mehr zu holen als in Parkentin. Es wurden bei der Aufzählung der 17 Geschädigten im ganzen 19 Pferde, 109 Kühe, 206 Schafe, 59 Schweine und 474 Mark geraubt. Deshalb forderte das Kloster Doberan dafür von den Rostockern Schadensersatz. In Parkentin waren es bei 13 Geschädigten 5 Pferde, 12 Kühe, 21 Schafe und 34 Mark, 52 Solidi, außerdem 4 Lanzen und 4x Werkzeug. Nachzulesen im Mecklenburgischen Urkundenbuch Nr.V/3520. Die Namen der Geschädigten waren: Petrus, Henricus, Vicko, Johannes, Gheroldus, Christina, Fredericus, Glashagen, Gertrud, Henning, Herman, Jakob und Wolpertus, also Vornamen. Einige Namen kommen 2 oder 3x vor. Familiennamen haben wir nur sehr wenige: Nijkolay, Gartmarie und Westual. 1 Beruf: Molendinarivs = Müller.

1669 finden wir von oben angefangen Jürrieß, Martenß, Beese, Waacke, Pentzihn, Pohlemann, Sengebusch (Müller), Bartemb, Krulle, Kröger, Schröder, Habermann, Becker, Dalchow, Jürrieß, Saße, Wiese, Dassow, Fincke und 2 Hirtenfamilien ohne Namensnennung. 1704 sind es: Hafemann, Jürries, Saße, Makat, Barten, Bredefelt, Stur, Tremp. Reincke, Hagemeister (vorher wüste Stelle), Schwarck, Schult. Cossaten: Finck, Sasse. Die vielen Namen von 1669 lassen vermuten, dass es in den 2007 noch bestehenden Lücken ebenfalls noch Bauernstellen gegeben hat.

Auf dem Hof III sind nicht nur alte Dokumente sorgfältig aufbewahrt worden, z.B. von der Entlassung aus der Leibeigenschaft 1815, sondern auch alte Gebäude, so die letzte Torscheune von Bartenshagen, wenn auch an einem Giebel verkürzt und jetzt mit flachem Dach. Auch die Scheune daneben stammt noch aus der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts, wie wahrscheinlich auch das Durchfahrtshaus. Das auf dem Titelbild dargestellte Teil eines Stadtwagens ist alt sowie auch das Bierlechel, das man mit Dünnbier gefüllt unter dem Ackerwagen hängend mit auf den Acker nahm! Dünnbier durfte früher jeder Bauer für den eigenen Gebrauch brauen, Starkbier war nur den Krügern erlaubt herzustellen und zu verkaufen. So sind in den alten Bauernhöfen gerade in Bartenshagen noch kulturgeschichtliche Gebäude und Gegenstände erhalten

H.Sauder, Originalartikel „Parkentiner Nachrichten“, August 2007

Bartenshagen Hof II

Hof I und Hof II, Bartenshagen, waren bis ca. 1800 Waldarbeiterkaten mit nur wenig Land. Durch die Separation wurden diese beiden kleinen Höfe mit mehr Land versehen und den anderen Höfen angeglichen. Um diese Zeit war schon ein Bauer Jürß auf Hof II. Es gab 1836 in Bartenshagen außerdem auf Hof IV noch Hans Jürß und auf Hof XI Peter Jürß, zeitweise auch auf Hof XIII diesen Namen. 1794 starb der Kossat Hans Joachim Jürß auf Hof II. Er hinterließ 6 Söhne und 2 Töchter. Der älteste Sohn war schon nach Stülow hin verheiratet. Schon bei der Aufstockung des Hofes von der Kossaten bzw. Halbhüfnerstelle zur Vollhufe war der damalige Halbhüfner ein besonders tüchtiger Bauer. Das Vieh vermehrte sich, die Ernten waren ergiebig, so dass die Scheune nicht mehr genug Bergeraum bot. Deshalb wurde sicher schon vor 1800 die heute noch stehende Scheune links vom Hoftor erbaut.

Die Vornamen wiederholen sich seit dem 16.Jahrhundert immer wieder: Bartelt, Justus, Hans, Joachim, Peter, Johann, Christian, Christoph, Hinrich, Simon. Die Töchter heißen: Maria, Elisabeth, Catharina, Anna, Margaretha, Sophia, Engeln, Lucia. Sie heirateten in Familien ein wie: Bobzin, Saß, Dethloff, Allwart, Wolther, Stur, Stoisloff, Krempin, Trost, Reincke, Ramm, Trempe, Lewzow, Macat, Meyer, Kröger, Havemann, Gragen, Evers, Vick, Heß, Bredefeldt, Schultz, Meseke u.a.

Die Angehörigen der „Jürßen“ waren sehr bodenständig und fleißig. Während die Äcker vor der Separation verstreut auf der Bartenshäger Feldmark lagen bekam Hof II – wie auch alle anderen Bauern – nun die Äcker im Zusammenhang liegend, d.h. vor und hinter dem Hofgelände. Auf der Schmettauschen Karte ist am Rotbach noch mehr Wald eingezeichnet, den man damals gerodet haben muss. Heute sind das die ewig nassen Stellen im Acker! Man drainierte allerdings im 19.Jahrhundert schon nasse Äcker, indem man Strauchwerk in Richtung des nächsten Baches einlegte. Es wurden damals auch die Hecken und Feldwege neu angelegt, so dass jeder Bauer mit dem einen Nachbarn zusammen den Feldweg nutzen musste, mit dem anderen Nachbarn die Hecke, die als Schutz vor dem ständigen Wind die Ackerkrume schützte.

Als die Bauern zur LPG zusammengeschlossen werden sollten, war Albert Jürß der letzte, der beitrat. Solange er sich noch privat halten konnte, mussten seine Kinder, damals noch Schüler, sehr viel helfen! Sie waren schon immer Pferdeliebhaber gewesen. Wen wundert’s, dass Hans Peter Jürß sich nach der Wende ganz der Pferdezucht zuwandte. Die Reittuniere auf dem Jürß’schen Hof, die „Ungarische Post“, der „Sechzehner-Zug“ u.a. Showvorführungen werden den Zuschauern lange in Erinnerung bleiben! Auch die stattlichen ca. 30 „echten Friesen“, die ersten dieser Art nach der Wende in den neuen Bundesländern, ebenfalls. Der Hof II ging nun in Privathand über. Das Bisherige ist schon Geschichte!

H.Sauder, Originalartikel „Parkentiner Nachrichten“, Juli 2007