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Ortsfamilienbücher

Meine Datenbank ist schon ziemlich groß, weshalb ich mich dazu entschlossen habe ein paar Ortsfamilienbücher zu erstellen. Da meine mecklenburger Vorfahren zum größten Teil aus den Kirchspielen Parkentin, Lichtenhagen, Biestow, Warnemünde und Rövershagen stammen, werde ich für diese einzelne Ortsfamilienbücher erstellen.

Die Datenbasis ist natürlich meine eigene Familienforschung. Somit sind die Bücher nicht mit den Ortsfamilienbüchern z.B. des Verein für Computergenealogie (http://www.online-ofb.de) zu vergleichen, deren Ziel es ist, alle Familien und Personen unabhängig vom Verwandtschaftgrad aufzunehmen. Einige meiner Bücher werden deshalb auch unvollständig bleiben. Wie zB Volkenshagen, wo meine Vorfahren hauptsächlich im Ortsteil Vogtshagen lebten.

Quellen sind die jeweiligen Kirchenbücher, Volkszählungen und diverse Archivmaterialien.

Parkentin Hof III (später Hof X)

Über den Hof III/X wissen bzw. vermuten wir folgendes: 1312 müsste hier Johann Pistor gesessen haben, er verlor bei dem Raubzug 3 Kühe im Wert von 10 Mark. Von Beruf war er Bäcker. 1557/58 finden wir hier Mattias Cerstens, bis 1622 Heinrich Sasse, 1668 Peter Sasse, 1686 Jochim Saß. 1694 heiratet Peter Sassen Tochter Trin Jochim Radeloff aus Glashagen. Bis ins 20.Jahrhundert hinein ist dieser Name aus Parkentin und aus dem Hof 10 nicht mehr wegzudenken. Es gibts sowohl mehrere Hans Radeloffs, aber auch mehrere Jochims, Peters und Simons. Ob es sich dabei immer nur um einen dieses Namens handelt oder um Großvater, Sohn und Enkelsohn, geht aus den Unterlagen des Landeshauptarchivs und des Kirchenbucharchivs in Schwerin nicht ohne weiteres hervor.

Es war üblich, wenn eine Frau starb, dass der Mann sich spätestens nach einem Jahr erneut verheiratete, vor allem wegen der Kinder. Ebenso geschah es, wenn der Mann starb. Doch dann musste der Nachfolger dafür sorgen, dass der älteste Sohn seines Vorgängers mit 27 Jahren den Hof übernehmen konnte. Solange war der Stiefvater verpflichtet als Interimswirt den Hof zu bewirtschaften. Auf diese Weise kann es dem Jochim Radeloff ergangen sein, der scheinbar dreimal geheiratet hat, nämlich 1694 Trin Sassen, 1717 Catharina Mangel und 1721 Anna Allwart. Oder waren es mehrere Generationen? Bei den Taufpaten heißt ein Pate häufig wie der Vater. Sicher gab es meistens viele Kinder in den Familien und folglich dann auch später mehrere Familien gleichen Namens im Ort. Dazwischen hatten die Maschs und Stoisloffs auch noch Platz.

Mit dem Bau der Bahnlinie Wismar-Rostock 1883 hören wir dann wieder etwas mehr von den Radeloffs. Nachdem Peter Radeloff 1726 Anna Renicke, Simon Radeloff 1752 Trin Dölker, 1778 Peter Radeloff Anna Kröger geheiratet hatte, hören wir 1815 nochmals von einem Peter, 1825 von J. H. Radeloff, 1842 von Hans Joachim und 1833 sogar von einem Interimswirt Heinrich Radeloff. Und nun kommt die Geschichte mit der Bahn. Unter denen, die zunächst gleich Aktien erwarben, war auch der Erbpächter Johann Radloff. Die Trasse sollte ja zunächst über Allershagen-Bartenshagen nach Doberan gehen. Doch dies wurde kurzfristig geändert und nun mussten die Parkentiner Acker für den Bau der Bahnlinie hergeben! Alle waren damit einverstanden, die Erbpächter Radloff und Bobsin nicht. Sie wehrten sich, kamen damit aber nicht durch. Die benötigte Fläche wurde enteignet, auch 1908 die Fläche für das Bahnhofsgebäude und das Wohnhaus für die Angestellten!

Quelle: Hanna Sauder

Parkentin Hof I

Hof I war in Parkentin der erste Hof, wenn man von Doberan kommend in das Dorf herein kam. Deshalb war dieser Hof durch die Jahrhunderte Poststation, hier konnte der Postillion das letzte Mal vor Rostock die Pferde wechseln. Während dessen konnten die Reisenden einen Imbiß einnehmen und sich die Beine vertreten.
1557/58 wird als Bauer Hans Engelbrecht auf dieser Stelle genannt. 1622 gibt es in Parkentin zwei Krüger, der eine Krug müsste dieser gewesen sein. Als Namen werden im Mecklenburgischen-Landeshauptarchiv zunächst Chim Starcke, dann Hans Starcke genannt, 1704 gehört der Hof I wahrscheinlich zu den halben Höfen, Jochim Starak wird als Halbhüfner und Krüger bezeichnet. 1717 heiratet Claus Brügge Margarete Havemann (Jahrmann). Weil ihre Mutter die Amme einer Prinzessin war, brauchen Claus Brügge und seine Frau bis an ihr Lebensende nur 10 Reichstaler jährlich als Pacht an den Althöfer Pächter zahlen, der Vorgänger hatte 20 Rtl. zu zahlen. So wurde es dem Amtsmann Eck mitgeteilt. (DA Doberan Nr.3528/3529)
Der Viehbestand betrug zur Zeit der Übergabe auf Hof I (1717):

1. an Pferden
1 16jährige Fuchsstute mit Füllen
1 4jährige Stute
1 3jähriger Schimmel-Wallach
1 2jährige Stute
1 1jährige Fülle
2. an Ochsen und Stieren
1 9jähriger schwarz bunter
1 8jähriger gelber
1 4jähriger gelber Stier
3. an Kühen und Kälber
3 mitteljährige Kühe
4 3jährige Kühe
2 1jährige Kälber
4. an Schaafen
4 Hammel
5 Schaafe, davon 2 mit Lämmern
5. an Schweinen
1 Sau und 1 Nabelborg
6. an Fehdervieh
6 alte Gänse nebst einen Ganter mit 28 Junge
20 Hühner und 1 Hahn
2 Glucken mit Küken
3 Enden mit großen Töppeln
Parkentin, den 16.Juni 1727
gez. Abraham

Der Name Brügge erlischt 1773. Zunächst hatte Hans Hafemann Dorothea Brügge 1753 geheiratet, dann taucht der Name Christoph Johann Adolph Vullert auf, seit 1783 schon in Parkentin ansässig. Er heiratet Maria Brügge. Als diese stirbt heiratet er 1793 Maria Abraham. 1815 gibt es eine Witwe Vullert, 1826 finden wir Johann Jochim Vullert, wahrscheinlich der noch unmündige Sohn der Witwe. Ein Bauer musste 27 Jahre alt sein, wenn er den Hof übernehmen und heiraten wollte. 1861 übernimmt sein Sohn Johann Joachim Heinrich Vullert die Stelle, 1908 heiratet Heinrich Westendorf Ida Vullert. Nachfolger ist 1948 Fritz Westendorf, 1953 Frau Klüß geb. Westendorf, z.Zt. eine Erbengemeinschaft. So wechselten die Familiennamen im Laufe der Jahrhunderte etliche Male. Die Namensverzeichnisse haben leider oft Lücken.
Die Poststation ging bereits 1848 ein als die neue Chaussee (B 105) fertig geworden war.

Quelle: Hanna Sauder

Parkentin im 19.Jahrhundert

Nach der ersten genaueren Landvermessung, die sich durch das ganze 18.Jahrhundert hinzog, entstand die erste genauere Landkarte 1786.
Parkentin Lageplan 1900
In Parkentin lagen seit dem 30jährigen Krieg 4 kleine Bauernstellen „wüst“. Die Bauern mussten den Acker der wüsten Stellen mitbestellen. Man hatte nasse Äcker inzwischen drainiert, auch weiter Wald gerodet, so dass eine Neueinteilung der Ackerflächen notwendig war. Um möglichst kurze Wege zum Acker zu haben, bot man den Bauern an, sich in Abbauen anzusiedeln. Dazu mussten diese allerdings über ein Startkapital von 300 Goldmark verfügen. So zogen drei Bauern aus dem Dorf hinaus. Eine neue Nummerierung war fällig. Die für die Postkutschen so wichtige Umspannung behielt die Nr.1 (I). Dann kamen die drei Abbaue an die Reihe mit den Nr.II, III und IV. Die V erhielt der Hof gleich hinter dem Stegebach. Dann ging es nun in Richtung Doberan weiter mit Hof VI (Mühle, Schmiede), Hof VII (Schmiede ab 1802), Hof VIII (Uplegger), Hof IX (Beyer), Hof X (Radloff/Garbe), Hof XI (Fahrzeug- und Karrosseriebau).
Der Hof VII wurde Büdnerei, die Nr. entfiel. Die Äcker wurden für jeden Hof zusammenhängend gelegt. Die kleineren Bauernstellen wurden Büdnereien.

Durch den Bau der jetzigen B 105 ging ab 1848 die Postkutschenroute statt über Parkentin jetzt über Bargeshagen nach Rostock. Die ehemalige Handelsstraße durch Parkentin nannte man jetzt „Kommunikationsweg“, d.h. die Bauern konnten darauf ihre Butter, Eier u.a. zum Markt nach Rostock fahren. Die neue Chaussee, eine gewalzte Schotterstraße, durfte nicht mit Ackergerät und -wagen befahren werden. Ja, man musste sogar Chausseegeld bezahlen! Noch heute sind einige Chausseehäuser erhalten, in denen Chausseewärter wohnten, die Tag und Nacht kassieren mussten. Damit sich im Dunkeln niemand vorbeischleichen konnte, war die Chaussee vor dem Chausseehaus mit Bohlen ausgelegt! Abgeschnittene Äcker wurden als Bauland verkauft, so entstand z.B. der Sievershäger Ziegenkrug und das neue Dorf Sievershagen auf solch abgetrenntem Acker von Lambrechtshäger Bauern. Auch die Parkentiner Häuslerreihe entstand auf diese Weise, war doch durch den Bau der Bahnlinie Wismar-Rostock ebenfalls Acker zerschnitten, dass er zum Bau von Häusern eher geeignet war als zum Beackern.

Quelle: Hanna Sauder

Knecht in Groß Schwaß erschlagen

Den 9. Dec. [1772 starb] aus Großen Schwas ein Knecht bey Jochem Fr. Schütten dienend. Dieser Mensch der aus Schwedisch Pommern soll gebürtig gewesen seyn, hatte zu Elmenhorst bey einem Bauern Simon Gösche gedienet. Geht von dehm weg und mit ihm ein Paar Stiefeln und 2 Hemden, wie es scheint um sich sein Lohn zu verführen, sonst wäre er nicht in der Nähe geblieben. Den 6 Dec. Dom II. Adv. kommt ihm jener Bauer nach, schlägt angeblich auf ihn zu und gibt ihm insonderheit tödliche Schläge an den Kopf mit einem dicken Peitschen-Stock und geht davon, nachdem ihm der Knecht sogleich seine Sachen zurück gegeben. Der Knecht stirbt nach einer kleinen Stunde. Der Thäter war ans Doberansche Amt eingeholet.

Quelle: Kirchbuch Biestow