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Bartenshagen Hof V

Nach dem 30jährigen Krieg hießen die Bauern Kröger und Schröder, dann Justus Jürß, 1725 Hans Bartemb, 1766 Hinrich Fink, Schulze, ihm folgen 1768 Christian Ramm und um 1800 Jochim Ramm, beide ebenfalls Schulzen.

In dieser Zeit spielte sich hier folgendes ab: 1806 floh Herzog Friedrich Franz I. vor den Franzosen nach dem damals dänischen Altona. Die Schleswig-Holsteiner Gutsbesitzer luden ihn im Herbst 1806 zur Jagd ein, die man anschließend in Spielkasinos feierte. Friedrich Franz I. hoffte auf den ganz großen Gewinn, setzte alles Geld, das er noch hatte, verlor es und machte obendrein noch Schulden. Deshalb sperrten die Altonaer ihn ein bis er alles bezahlen würde. Woher konnte er Hilfe erwarten, wo doch alle seine Freunde ebenfalls geflohen waren? Dabei dachte er wehmütig an die schönen Jahre, in denen er seine Sommerresidenz in Doberan eingerichtet hatte! Auch an die Kutschfahrten nach Heiligendamm mit seinen Gästen aus aller Welt, die ihn des ersten deutschen Seebades wegen alle mächtig gelobt hatten! Unvergesslich waren auch die abendlichen Korsofahrten mit Lampions und Feuerwerk auf der Ostsee! Dabei musste er auch an seine Bauern denken, die ihn und seine Gäste anschließend zurück nach Doberan fuhren.
Bartenshagen Hof V um 1960
Was hatte ihm doch der Schulze Ramm aus Bartenshagen bei seiner letzten Kutschfahrt erzählt? So dumm waren diese Bauern gar nicht, wie man ihnen nachsagte! Seitdem sie den Hofdienst endlich losgeworden waren, konnten sie sich mehr als vorher um ihre eigenen Wirtschaften kümmern, hatten mehr angebaut und mehr geerntet, was machten diese Bauern mit ihrem Überschuß? Einige bauten größere Scheunen, andere belieferten Rostocker Schiffe mit Proviant und wurden am Gewinn beteiligt. Ob ihm diese Bauern wohl aus seiner misslichen Lage helfen konnten?

Sein Diener Grabousky aus Bollbrücke war bereit mit seinem Pferd nach Bartenshagen zu reiten. Er nahm den Brief an die Bauern mit, er ritt durch das von den Franzosen besetzte Land natürlich nur nachts! So kam er in Bartenshagen beim Schulzen Ramm in aller Herrgottsfrühe an und gab ihm den Brief. Der Schulze ging mit dem Brief von einem zum anderen, auch zum Lehrer Bernhöfft. Alle schlichen sich spät abend nach Hof V und berieten. Dabei einigten sie sich, dass sie Friedrich Franz I. finanziell helfen wollten. So kam es, dass der Herzog, sobald die Franzosen abgezogen waren, wieder nach Doberan kommen konnte. Das geschah am 10. August 1807! Die Nachricht von seinem Kommen verbreitete sich wie ein Lauffeuer, so dass viele Bewohner der Umgegend ihm bis nach Reddelich entgegen kamen. Ganz überwältigt von diesem Empfang rief er: „Ditt möten wie ierst mal begeiten, leiwe Lüd!“ So entstand das erste Kampfest, das am 3.Tag den Bauern gewidmet wurde. Als Dank an die Bartenshäger Bauern kann man wohl auch die Entlassung aus der Leibeigenschaft ansehen, in Bartenshagen 1815 vollzogen, in ganz Mecklenburg 1820/21.

Auf dem Hof V gibt es danach die Namen Jürß, Schmidt, Masch, Reinke, Grytzka und Schuldt. 2007 gibt es hier eine umfangreiche Neubausiedlung.

H.Sauder, Originalartikel „Parkentiner Nachrichten“, Oktober 2007

Bartenshagen Hof III

So wie in Parkentin, gab es auch in Bartenshagen eine Änderung bei der Zählung der Höfe. Zunächst wurden die beiden Waldarbeiterkaten nicht mitgezählt. Erst bei der Neueinteilung der Äcker wurden sie Hof I und Hof II und der Hamannsche Hof Hof III (vorher Hof I). Die Familiennamen waren hier Sasse (1552, 1766), Schulze Havemann (1748, 1655, 1812), Hamann (1836), Stuhr (1972).

Bei dem Raubzug der Rostocker gegen die Doberaner Klosterdörfer 1312 war in Bartenshagen weit mehr zu holen als in Parkentin. Es wurden bei der Aufzählung der 17 Geschädigten im ganzen 19 Pferde, 109 Kühe, 206 Schafe, 59 Schweine und 474 Mark geraubt. Deshalb forderte das Kloster Doberan dafür von den Rostockern Schadensersatz. In Parkentin waren es bei 13 Geschädigten 5 Pferde, 12 Kühe, 21 Schafe und 34 Mark, 52 Solidi, außerdem 4 Lanzen und 4x Werkzeug. Nachzulesen im Mecklenburgischen Urkundenbuch Nr.V/3520. Die Namen der Geschädigten waren: Petrus, Henricus, Vicko, Johannes, Gheroldus, Christina, Fredericus, Glashagen, Gertrud, Henning, Herman, Jakob und Wolpertus, also Vornamen. Einige Namen kommen 2 oder 3x vor. Familiennamen haben wir nur sehr wenige: Nijkolay, Gartmarie und Westual. 1 Beruf: Molendinarivs = Müller.

1669 finden wir von oben angefangen Jürrieß, Martenß, Beese, Waacke, Pentzihn, Pohlemann, Sengebusch (Müller), Bartemb, Krulle, Kröger, Schröder, Habermann, Becker, Dalchow, Jürrieß, Saße, Wiese, Dassow, Fincke und 2 Hirtenfamilien ohne Namensnennung. 1704 sind es: Hafemann, Jürries, Saße, Makat, Barten, Bredefelt, Stur, Tremp. Reincke, Hagemeister (vorher wüste Stelle), Schwarck, Schult. Cossaten: Finck, Sasse. Die vielen Namen von 1669 lassen vermuten, dass es in den 2007 noch bestehenden Lücken ebenfalls noch Bauernstellen gegeben hat.

Auf dem Hof III sind nicht nur alte Dokumente sorgfältig aufbewahrt worden, z.B. von der Entlassung aus der Leibeigenschaft 1815, sondern auch alte Gebäude, so die letzte Torscheune von Bartenshagen, wenn auch an einem Giebel verkürzt und jetzt mit flachem Dach. Auch die Scheune daneben stammt noch aus der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts, wie wahrscheinlich auch das Durchfahrtshaus. Das auf dem Titelbild dargestellte Teil eines Stadtwagens ist alt sowie auch das Bierlechel, das man mit Dünnbier gefüllt unter dem Ackerwagen hängend mit auf den Acker nahm! Dünnbier durfte früher jeder Bauer für den eigenen Gebrauch brauen, Starkbier war nur den Krügern erlaubt herzustellen und zu verkaufen. So sind in den alten Bauernhöfen gerade in Bartenshagen noch kulturgeschichtliche Gebäude und Gegenstände erhalten

H.Sauder, Originalartikel „Parkentiner Nachrichten“, August 2007